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Wann werden Wölfe gefährlich für die Menschen?

 

August 19, 2014 By Dr. Valerius Geist

Engl. Original: Endgültiger Entwurf v. 29.9.2007
Wann werden Wölfe gefährlich für die Menschen?
Valerius Geist, Professor Emeritus für Umweltwissenschaften, Universität von Calgary, Calgary, Alberta, Canada.

 

Zusammenfassung


Die politisch korrekte Ansicht über Wölfe, die z.Zt. vehement und dogmatisch verteidigt wird, ist, dass Wölfe harmlos sind und keine Gefahr für Menschen darstellen. Diese Ansicht entstand aus der frühen Forschung von bedeutenden nordamerikanischen Biologen, die, konfrontiert mit historischem Material, das ihren Erfahrungen widersprach, diesem stark misstrauten.

Auf Grund der Sprache und politischen und kulturellen Barrieren konnten sie bestenfalls teilweise zustimmen, aber sie waren trotzdem überzeugt, dass die alte Ansicht über Wölfe, wie sie in Grimms Märchen von Rotkäppen bewahrt ist, falsch wäre und auf schlecht begründeten Mythen, Ängsten und Aberglauben beruhten.

Sie wurden darin unterstützt durch voreilige Schlussfolgerungen über freilebende und gefangene Wölfe in Nordamerika und ebenso durch einen brillanten literarischen Schabernack von einem berühmten kanadischen Autor und Humoristen, der Wölfe als harmlose Mäusevertilger darstellte.

Während kanadische Wissenschaftler sich schnell darauf einließen, begrüßten sie trotzdem die Gegenmeinung zum Rotkäppchen-Mythos.

Sie wiesen hin auf die unbestreitbare Tatsache, dass Wölfe im 20. Jahrhundert keinen Menschen in Nordamerika getötet hatten. Jedoch wäre dies nicht auf die Natur der Wölfe zurückzuführen, sondern mehr auf die Umstände: Wölfe waren ausgerottet oder stark verfolgt über den größten Teil des Kontinentes, die Nordamerikaner waren gut bewaffnet und eliminierten schnell sich nicht gut verhaltende Wölfe, wo solche immer noch vorhanden waren, während gejagte Wölfe zunehmend scheu sind und Menschen vermeiden.

Die Ansicht vom harmlosen Wolf wurde höchst willkommen geheißen von der Kommunistischen Partei Russlands, welche, seit sie an die Macht kam, Berichte über Menschen tötende Wölfe unterdrückte.

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde solche Zensur verstärkt, wie es nach dem Fall der kommunistischen Herrschaft bekannt worden war.

Der Grund für eine solche Unterdrückung war die Verbindung zwischen tödlichen Wolfattacken und der Entwaffnung der Bevölkerung während des Krieges zu verschleiern.

Wölfe nutzten schnell die Wehrlosigkeit der Dorfbewohner aus, was zu vielen tödlichen Attacken auf Menschen führte.

Als russische Wissenschaftler dieses enthüllten, wurden ihre Übersetzungen im Westen unterdrückt und ihre Autorität und Motive von Umweltorganisationen und einigen Wissenschaftlern in Frage gestellt.

Ironischer weise zogen so westliche Umweltschützer und russische Kommunisten an einem Strang, wenn auch aus verschiedenen Motiven.

Im Westen wurde befürchtet, dass berechtigte Informationen über die Gefahr von Wölfen die Wiederansiedlung behindern würde.

Es ist sogar noch ironischer, dass, während Wolfbiologen hartnäckig die Gefahr von Wölfen leugneten und es nicht fertig brachten, irgendwelches Verständnis für Bedingungen zu entwickeln, unter welchen Wölfe harmlos oder gefährlich wären, ihre Gegenspieler genau dies taten, indem sie das Verhalten städtischer Kojoten studierten.

Sie beschrieben einen Verlauf der Verhaltensweisen, welcher vorhersagt, wann Kojoten Kinder anfallen würden.

Wölfe folgen dem gleichen Verhaltensmuster.

Es kann eingeteilt werden in sieben Stufen mit steigendem Risiko für Menschen und kulminiert in Attacken auf Menschen.

Solch ein Verhaltensmuster kann sowohl von historischem Material entwickelt werden als auch aus gegenwärtigen Wolfsattacken auf Menschen in Nordamerika.

Das Märchen von Rotkäppchen basiert so auf sehr realen historischen Erfahrungen in Europa.

Zusätzlich zu gezielten Attacken können Wölfe auch versehentlich Menschen angreifen.

Der politisch korrekte Mythos vom harmlosen Wolf wird verteidigt mit einer Zahl tödlicher Irrtümer genauso wie davon, dass das Prestige der Wissenschaft falsch angewandt wird.

In der Praxis ist es ein tödlicher Mythos, und der tragische Tod des 22-jährigen Kenton Carnegie am 8. November 2005 im nördlichen Saskatchewan ist ein typisches Beispiel.

Er hatte keine offizielle Warnung. Er wurde von Wölfen getötet, die, geschützt vom Jagen, nicht nur an Menschen gewöhnt waren durch die Nutzung von Müllhalden, sondern sie hatten bereits eine Erkundungsattacke auf Menschen durchgeführt, die knapp abgewendet wurde. Gegen ein Wolfsrudel hat ein einzelner Mann keine Chance.

 

Politische Korrektheit


Fehlerhafte politische Korrektheit kann tödlich sein!

Die politische Korrektheit, über die ich hier besorgt bin, ist die Ansicht, dass die Wölfe allgemein harmlos sind, so dass freie Wölfe keine Gefahr für Menschen darstellen.

Man hat es hier zu tun mit einem komplexen Fall der Wissenschaft, der aus einem Zusammenhang genommen wurde mit einer teilweisen berechtigten, aber voreiligen Annahme, die zu einem politisierten Dogma wird und dann zu einem Fall von Extremismus.

Es ist ebenso ein Fall, in dem man sich falscherweise auf das Prestige der Wissenschaft beruft (I).

Im Rückblick auf das Material, das einher geht mit dem Angriff von Wölfen auf Menschen, habe ich dokumentiert, wie der Beweis verzerrt ist, um den Mythos vom „harmlosen“ Wolf aufrecht zu halten (II). Darüber hinaus ist das Leugnen und Manipulieren von Fakten (III) und dem Opfer die Schuld zu geben weit verbreitet gewesen, wenn Attacken von Raubtieren auf Menschen in Nordamerika (IV) erfolgt waren.

Weiterhin, wie wir sehen werden, hat die Verteidigung des Mythos vom „harmlosen“ Wolf ein außergewöhnliches Verhältnis (v) erreicht.

Die Aufrechterhaltung dieses Mythos wird, unter den gegenwärtig sich entwickelnden Umständen in Amerika und in Westeuropa, wo die nicht gejagte Wolfspopulation wächst und zu unnötigen Verletzungen oder zum Tod von Menschen führen.

Das ist um so tragischer, wenn man betrachtet, dass man mit großer Genauigkeit die Bedingungen bestimmen kann, unter welchen Wölfe Menschen vermeiden oder umgekehrt, die Bedingungen, unter denen Wölfe Menschen angreifen werden, darüber hinaus haben wir die Möglichkeiten, diese Bedingungen zu managen.

Es ist unvorstellbar, dass die Wolferhaltung ausgeweitet werden kann, falls wir nicht die Wölfe davon abhalten, Menschen anzugreifen. Während die Attacken, historisch gesehen, außerordentlich selten gewesen sind, können das Anwachsen und die Ausbreitung von Wölfen (VI) das ändern. Von besonderer Besorgnis sind Wölfe, die Menschen nicht als Feinde sehen und sich an die Gegenwart von Menschen gewöhnt haben. Das lässt entschieden nichts Gutes annehmen für die Zukunft (VII).

 

Warum haben die angesehenen nordamerikanischen Wissenschaftler die Idee vom „harmlosen“ Wolf entwickelt?
Wir müssen uns zuerst fragen, wie es möglich ist, dass angesehene Wissenschaftler wie der verstorbene Douglas H. Pimlott (VIII) in Kanada und David Mech (IX) in den Vereinigten Staaten geholfen haben, die Ansicht vom „harmlosen Wolf“ zu entwickeln.

Ein Rückblick auf ihre Arbeit enthüllt, dass

(1) während sie sehr kenntnisreich waren, dass mit Tollwut infizierte Wölfe gefährlich für Menschen waren,

(2) sie niemals Umstände im Blick hatten, unter denen freie gesunde Wölfe gefährlich für Menschen werden könnten, auch nicht das Gegenteil, nämlich die Umstände, unter welchen Wölfe harmlos bleiben.

Ereignisse in Nordamerika zu jener Zeit und historisch gesehen (x) gaben sich nicht her zu dieser Gedankenführung. Mark E. McNay legt dies ziemlich ironisch dar: „Nachdem Grauwölfe (canis lupus) ausgerottet waren in einem großen Teil ihres nordamerikanischen Bereiches während der frühen 1900-er Jahre, untersuchten die Forscher die Geschichte der Begegnungen zwischen Wolf und Mensch und schlussfolgerten, dass wilde freie Wölfe wenig oder gar keine Gefahr für die Sicherheit der Menschen darstellten“ (XI). Pimlott benutzte die gründliche Übersicht von Wolfsattacken auf Menschen in Nordamerika und Europa von Dr. Doug Clarke, ehemaliger Chief of the Fish and Wildlife Branch, Ontario Department of Lands and Forests. Clarke vermutete, dass die Tollwut verantwortlich wäre für solche Attacken.

Er war skeptisch Berichten von Wolfattacken gegenüber, da er in der kanadischen kontinentalen Wildnis nur mit sehr scheuen Wölfen Erfahrung hatte.

Und ich muss hier hinzufügen: So ging es mir auch! Darüber hinaus wurde die Harmlosigkeit betont von der Fähigkeit von ausgebildeten Biologen, die jahrzehntelang in der Wildnis mit an Menschen gewöhnten Wölfen gearbeitet hatten (XII). Clarke war sich anscheinend nicht der

Verhaltensunterschiede bewusst, die zwischen tollwütigen und nicht tollwütigen Wölfen besteht (XIII). (3) Im Gegensatz dazu wurden Ereignisse in Eurasien für nordamerikanische Autoren abgeschirmt durch Sprache, politische und kulturelle Barrieren.

(4) Da Berichte von Wolfattacken auf Menschen eine Sache der Geschichte sind und eine professionelle Domäne von Historikern, eine Disziplin, die sich sehr von der Biologie unterscheidet, drückten beide Biologen ihre Zweifel gegenüber der historischen Angelegenheit aus.

Sie waren nicht allein in ihrem Skeptizismus (XIV). Sie entschieden sich, alte Berichte von Wolfattacken als „Rotkäppchen-Märchen-Mythologie“ zu klassifizieren, ohne die Aufrichtigkeit der historischen Berichten zu betrachten, die solche entstehen ließ, oder ähnliche europäische Märchen.

(5) Darüber hinaus, wie wir uns erst kürzlich bewusst wurden, gab es im östlichen (kommunistischen) Europa zu jener Zeit eine bewusste Politik der Täuschung, eine Praxis, in der relevante Informationen über Wolfattacken auf Menschen zurückgehalten und vertuscht wurden. Während des Kalten Krieges konnten die russischen Wissenschaftler nicht frei über Wolfattacken auf Menschen mit ihren westlichen Kollegen diskutieren. Ich werde bei diesem Thema später noch verweilen.

(6) Die Angelegenheit, wie Wölfe umgehen, wenn sie neue Beute entdecken, wurde nicht betrachtet. Es ist eine Sache, die technisches Wissen über Gewöhnung erfordert, welches Kenntnisse sind, die zu den Disziplinen von Tierverhalten und Psychologie gehören, nicht zu der Wildlife-Biologie.

Wildlife-Biologen erkannten erst vor kurzem, dass die Sache der Gewöhnung äußerst relevant zum Wildlife-Management ist, lange nach den Originalschriften von Pimlott und Mech (xv).

Die Annahme vom „harmlosen“ Wolf war voreilig, da bedeutende Wissenschaftler sich widersprüchlichen Informationen gegenüber sahen, denen sie irgendwie misstrauten und die sie nicht enträtseln konnten.

Jedoch war ihre Position damals geachtet und demzufolge als geeignet angesehen.

So verfuhr ich auch während meiner ganzen beruflichen Karriere und weit in den Ruhestand hinein.

Wie war es möglich, dass frühe Forscher hier eine Vielzahl von, im schlimmsten Fall, schelmischen und neugierigen Wölfen sahen, die keine Gefahr für die Reisenden darstellten?

Wie konnten Wissenschaftler jahrelang arbeiteten mit an die Wildnis gewöhnten Wölfe (XVI)?

Wie konnte man das in Einklang bringen mit den Horrorgeschichten aus Europa (XVII)?

Man kann das verstehen, aber nur, indem man gut die Disziplin des Tierverhaltens und die detaillierten gründlichen Studien, die zum Verständnis der gefangenen Wölfe und der Verhaltensweisen der Wolf-Hund-Kreuzungen durchgeführt worden sind.

Jedoch war diese Forschung damals gerade im Kommen, und die Informationen über das Verhalten der Wölfe, wie es enthüllt ist in den Studien von Erich Klinghammer at Wolf Park, Jerome H. Woolpy und Benson E. Ginsburg, Hary und Martha Frank of Ray und Loma Coppinger, kamen später (XVIII).

Jedoch dem Anschein nach schienen die Logik und die Fakten so einfach zusammen zu passen: falls die Attacken in Europa durch Tollwut verursacht wären, wie Dr. Clarke in seinem Überblick berichtet, dann würden gesunde Wölfe in Europa Menschen nicht mehr angreifen, als sie es in Nordamerika taten!

Folglich brauchte man keine Attacken durch gesunde Wölfe zu befürchten, und das Märchen vom Rotkäppchen wäre demzufolge unbegründet.

Darüber hinaus wird die Konzeption vom harmlosen Wolf bestärkt von populären Berichten, wie z.B. von dem einsamen Alaskawolf in Juneau mit Namen Romeo, der versucht, soziale Kontakte herzustellen und Hunde stiehlt, ohne sie zu verletzen (XIX).

 

Die Entdeckung des Irrtums


Unglücklicherweise führte die begeisterte Übereinstimmung, dass amerikanische Wölfe harmlos wären, zu der Ansicht, dass, sogar wenn Wölfe gefährlich sein könnten für Menschen außerhalb Nordamerikas, solche Informationen belanglos wären für das Verständnis über unsere nordamerikanischen Wölfe.

Ich war auch schuld an diesem Fehler in der Wissenschaft. Ich hielt auch fest an dieser irrtümlichen Ansicht während meines ganzen Berufslebens und vier Jahre in meinen Ruhestand hinein.

Während ich ein starkes persönliches Interesse an Fleischfressern bewahrte und eifrig die Wölfe in der freien Natur beobachtete für Stunden ohne Ende in einer meiner Fachstudien, einer Möglichkeit, die sich alle 10 – 14 Tage anbot im Laufe von zwei Wintern, waren doch die Ziele meines wissenschaftlichen Interesse die großen Pflanzenfresser.

Ich stellte so ein Urteil für meine angesehenen Kollegen zurück, die professionell die Fleischfresser studierten.

Ich erwachte jäh von diesem Fehler im Jahr 1999, erst nachdem als ich konfrontiert wurde mit einem „sich schlecht benehmenden“ Wolfsrudel in der Nähe unseres Hauses in Vancouver Island. Das Verhalten dieser Wölfe widersprach der nordamerikanischen konventionellen Weisheit (xx)!

Ich war gezwungen, meine Meinung zu ändern nicht wegen geschriebener wissenschaftlicher Berichte, sondern wegen der unerwarteten persönlichen Erfahrung mit Wölfen, beginnend im Sommer 1999 und dauernd bis zum heutigen Tag (XXI). Diese Wölfe auf Vancouver Island handelten wie die russischen, nicht wie die amerikanischen Wölfe.

Es war der Fall eines Wolfsrudels, dass versucht, sich zu etablieren in einem Territorium „in vielfältig genutzten Landschaften, die Häuser, Farmen, Dörfer und Städte umgeben“ (XXII), der „zukünftige Lebensraum“ von Wölfen, global gesehen, wie er gesehen wird von dem angeführten Bericht über Wölfe eines norwegischen Autorenkollektivs.

In unserem Fall war es am Rande eines ländlichen Gebietes zwischen Viehställen, Fabrikgebäuden und Vororthäusern. Die Wölfe wurden sichtbar.

Sie handelten völlig unterschiedlich zu den Wölfen, die ich aus der Wildnis des Festlandes kannte.

Die – völlige – Verwüstung von Wildlife, Wölfe, die Nachbarn und meine Frau bedrohen, Wölfe, die Menschen in Ställe folgen, auf Verandas und zu ihren Haustüren, Wölfe, die bewusst und ruhig sich Menschen nähern und aus der Nähe beobachten, die Nachbarn zu Pferde folgen, ein Wolf, der sich erfolgreich verbrüderte mit Hütehunden für Schafe, all das – und mehr – war einfach nicht Teil meiner Erwartungen.

Man zögert, das abgedroschene Wort „shocking“ zu verwenden, aber es kommt dem nahe, was ich fühlte.

Ich traf zufällig David Mech in Calgary in der Wildlife Society convention und erzählte ihm davon.

Seine Entgegnung ist ebenso offenherzig. „Val“, sagte er, „hätte mir es  irgendjemand erzählt, hätte ich ihm nicht geglaubt.“

Das „sich schlecht verhaltende“ Rudel blieb bei uns vom Sommer 1999 bis zum 12. März 2003, als ein Nachbar den letzten von 13 Wölfen erschoss, nachdem dieser sich erfolgreich verbrüdert hatte mit seinem Hütehund für fast ein halbes Jahr.

Der Rest eliminiert von einem Kontrollbeamten für Raubtiere und den Nachbarn, mich eingeschlossen. Ich hatte so vier Jahre Erfahrung mit einem sich schlecht verhaltenden Rudel, gefolgt von fast vier Jahren von heftigen „Schlechtwolf“-Erfahrungen, gefolgt von drei Jahren, als nur ein paar sich gut benehmende Wölfe uns besuchten, gefolgt von einem „sich schlecht verhaltenden“ Rudel, das sich ansiedelte anfangs 2007 (XXIII).

Ich hatte so zusätzlich zu meinen persönlichen Beobachtungen und jener meiner Frau Renate auch die meiner Nachbarn – alles Erfahrungen aus erster Hand. Insgesamt war es eine große Anzahl von übereinstimmenden Beobachtungen.

Ich schrieb darüber an Erich Klinghammer in einem langen Brief, welcher schließlich von Jack Gwynn in den Virginia Wildlifer veröffentlicht wurde (xxiv).

Die anderen Wölfe, die uns zwischen den sich ansiedelnden Rudeln besuchten, blieben unsichtbar und zeigten ihr bestes Verhalten auf „amerikanisch“.

 

Zu wenige Berichte über Wolfsvorfälle


Ein wichtiger Faktor, der die Überlieferung über Wölfe in Nordamerika beeinflusst ist, dass nur ein kleiner Teil der Zusammentreffen zwischen Wölfen und Menschen berichtet wird.

Die Ausnahmen sind Attacken, die zu Verletzungen oder zum Tod von angegriffenen Menschen führen. Wenn man im ländlichen Canada lebt, so wie ich jetzt im Ruhestand, bin ich mir völlig bewusst, dass Wölfe Haustiere oder Vieh töten oder mit Menschen konfrontiert sind und dabei erschossen werden, und über diese Vorfälle wird selten in den Zeitungen berichtet, auch nicht im Radio oder Fernsehen. Nichts von dem, was meiner Frau, meinen Nachbarn oder mir selbst passierte, als wir mit dem sich schlecht verhaltenden Wolfsrudel vom Sommer 1999 bis Frühjahr 2003 lebten, wurde jemals in irgendeinem kanadischen Bericht erwähnt.

Jedoch ein Vorfall kam 2007 in die Presse (xxv). Unsere Beobachtungen wurden berichtet in der Fachpresse, die von amerikanischen Wildlife-Managern gelesen wird (XXVI). Ein leitender Biologe, der zweimal Wolfsrudeln auf Vancouver Island begegnete und der klettern musste, um in Sicherheit zu kommen, erzählte mir, dass er niemals über diese Vorfälle spricht, weil niemand glaubt, dass Wölfe gefährlich sein können.

Ich bin informiert worden, dass es andere gibt mit solchen Erfahrungen und Ansichten (XXVII).

Kurz gesagt, die Behauptung, dass aggressive Zwischenfälle zwischen Wölfen und Menschen extrem selten sind, ist teilweise ein Täuschungsmanöver (Artefakt) von unvollständigen Berichten (XXVIII).

Wie MacNay berichtete, war jahrzehntelang die übliche Antwort von Biologen über Besorgnisse über Wölfe ähnlich der folgenden Aussage: „Da hat es niemals einen dokumentierten Fall von einem gesunden wilden Wolf gegeben, der einen Menschen in Nordamerika getötet oder ernsthaft verletzt hätte“ (Mech 1998:9) (XXIX).

Eine kurze Bekanntschaft mit Dingen, die ins Internet gestellt werden, enthüllt eine große Öffentlichkeitscampagne von verschiedenen Organisationen, um ein positives Bild von Wölfen als harmlose Kreaturen zu zeichnen, einschließlich entsprechender Pläne, die auf Schulkinder zielen.

Die Wissenschaftler, die solche „harmlose“ Wolfsbotschaften verteilen, werden als Berühmtheit gefeiert. Keine gut erzogene Person kann möglicherweise der Botschaft entkommen, dass Wölfe harmlos sind und in der Vergangenheit einen schlechten Ruf erhielten wegen Ignoranz, Aberglauben und Böswilligkeit. Und schließlich wird uns versichert, es beruhe alles auf Wissenschaftlichkeit!

Jedoch aktuelle Studien von kompetenten Wissenschaftlern, die sich mit dem angeborenen Verhalten der Wölfe beschäftigen, zeigen, dass Menschen sehr wohl die Beute von Wölfen gewesen sein können (xxx).

Das jedoch leugnet nicht, dass Wölfe Menschen attackieren können aus anderen Motiven als Beutemachen.

Schon zeitig, als die Wölfe meine Nachbarn, meine Frau und mich erkundeten, bellten und heulten sie in ihren Konfrontationen und behandelten uns so, als ob wir Wolfsrivalen wären und keine Beute.

 

Der Mythos wird tödlich


Kenton Carnegie ist nicht das einzige Opfer der „harmlosen“ Wolfsbotschaft.

Ebenso erging es der 24-jährigen Wildlife-Biologin Trisha Wyman, die am 18. April 1996 von einem in Gefangenschaft gehaltenen Wolfsrudel in Ontario getötet wurde.

In einem Telefongespräch mit Erich Klinghammer von Wolf Park, der als ein Fachzeuge in dem Wymanfall angerufen wurde, berichtete er, dass ihr Tod eine große Überraschung wäre, da Wölfe eigentlich keine Menschen angreifen.

Er war fassungslos über die Ignoranz. Ms Wyman hatte den Park vorher besucht und einige Zeit damit verbracht, die Wölfe zu studieren. Ihr wurde der Traumjob angeboten, sich um sie zu kümmern und ihr Verhalten zu interpretieren.

Sie überlebte drei Tage! Sie und die sie umgebenden Menschen, genau wie Kenton und die ihn umgebenden Menschen, müssen total durchdrungen gewesen sein vom Mythos des „harmlosen“ Wolfes.

Hätte es da wenigstens eine ordentliche Vorbereitung gegeben wie z.B., dass man mit den Leuten, die den Wolfspark leiten, Verbindung aufnimmt, zu denen, die Wölfe jahrzehntelang erforscht haben und detaillierte Hinweise haben, wie man mit Wölfen in Gefangenschaft und Wolfshund Mischlingen umgeht (XXXI). Wäre das gemacht worden, hätte es jeden abgebracht von dem naiven Glauben an die „harmlose“ Wolfsbotschaft. Wölfe in Rudeln, seien sie in Gefangenschaft und sozialisiert oder nicht sozialisiert (die Wölfe, die Trish Wyman töteten, waren nicht sozialisiert) oder seien sie in freier Natur, können außergewöhnlich gefährlich sein, absolut tödlich – abhängig von den Umständen.

Es sind die Umstände, die nicht betrachtet werden in den irreführenden Statistiken, dass Wolfsattacken auf Menschen in Nordamerika äußerst gering sind.

Mr Fred Desjarlais wurde von einem Wolf am 31. Dezember 2004 angegriffen und verwundet in der Nähe von Camenco’s Key Lake Mine in Nord Saskatchewan.

Das scheint ein anderer Fall zu sein von einem gesunden Wolf, der an Abfall gewöhnt ist und einen Menschen angreift. Das gab es wiederum anscheinend kein Verständnis zwischen Personal oder Regierungsagenturen, dass sich an die Umstände gewöhnende Wölfe Menschen attackieren können.

Die Wolfsattacke von Vargas Island geschah auf einem Campingplatz, der nur vom Meer aus zugänglich war und frequentiert wurde von Campern, die Kajaks benutzten. Das lässt annehmen, dass solche Personen informiert waren und geschickte Outdoor-Enthusiasten, die sich in der Umwelt auskannten. Auch hier wurden die Erkundungsattacken der Wölfe nicht ernst genommen, bis sie eskalierten und zu einer ernsthaften, verletzenden, aber immer noch ungeschickten Attacke auf Scott Lavigne führten am 2. Juli 2002 (XXXIII)
In dem kürzlichen (vom 5. Juli 2007) Fall auf Anderson Island, British Columbia, wurde ein 31-jähriger Outdoor-Mann in einem Kajak ins Krankenhaus geschickt wegen einer 25 kg schweren ausgemergelten alten Wölfin mit zerstörtem Gebiss, trotzdem er sie mit einem 4 Zoll langem Messer neunmal niederstach. Das tötete die Wölfin nicht, brachte sie aber dazu, sich zurückzuziehen. Sie wurde Stunden später erschossen. Es war eine nicht provozierte Raubattacke gewesen.

Das Opfer verweigerte Interviews, weil es fürchtete, dass es sich negative auf Wölfe auswirken würde (XXXIV).

 

Ein in Gefangenschaft gehaltenes Rudel von neun Hybriden (Wolfshunde), die als Haustiere gehalten wurden, töteten ihre Besitzerin Sandra L. Piovesan aus Salem Township, Pennsylvania, am 17.Juli 2006 (XXXIV).

Linda Wilson Fuoco und Chico Harlan von der Pittsburgh Post Gazette schrieben, dass Ms Piovesan ihre Wölfe wie Kinder behandelte und sagte das auch, als Nachbarn sich nach ihnen erkundigten. Ms Piovesan sagte, dass „sie ihr uneingeschränkte Liebe schenken würden“. Sie fütterte sie mit auf der Straße getöteten Tieren, die manchmal in der näheren Nachbarschaft Gestank verursachten.

Sie sagte, dass sie die Wolfshunde liebte, weil sie hübsch wären. Während die Vorstellung von dem „harmlosen“ Wolf hier nicht so deutlich ist, ist sie aber praktisch enthalten.

Das Risiko liegt ganz klar bei den gut erzogenen, fürsorglichen Menschen, die ihr Vertrauen in die Wissenschaft setzen.

 

Was russische Wissenschaftler sagten


Bitte stelle das oben Genannte dem gegenüber, was zwei berühmte und angesehene russische Wissenschaftler sagten: „Wölfe sind für Menschen in vielerlei Hinsicht schädlich; sie attackieren Vieh und Hunde, wilde Huftiere und anderes Nutzvieh, verbreiten Krankheiten und attackieren Menschen direkt.

Der geringe Nutzen, der von in Gefangenschaft gehaltenen Wölfen gewonnen werden kann (Fell, schmackhaftes Fleisch, das völlig als Lebensmittel geeignet ist) genauso wie Vergnügungen sportlicher Art bei den Wolfsjagden können nicht verglichen werden mit dem Schaden für die menschliche Gesundheit und das ökonomische Interesse, das durch diese unzweifelhaft schädlichen Raubtiere verursacht wird.“

Diese Aussage öffnete den Abschnitt über die praktische Bedeutung der Wölfe in von Mammals (Säugetiere) of Soviet Union, Band II, Teil 1a, Seite 262 von V.G. Heptner, N.P.Naumov. Es wurde übersetzt unter Dr. Robert S. Hoffmann als Herausgeber, ebenso ein angesehener Zoologe, und veröffentlicht von der Smithsonian Institution, Washington, DC. Ursprünglich 1967 veröffentlicht, wurde diese Reihe 1974 in Deutsch verfügbar, aber auf Englisch erst 1998. Heptner und Naumov wiesen auch auf Episoden und Umstände hin, wenn Wölfe Menschen getötet und gefressen hatten, aber behandelten das Thema nicht erschöpfend.

Wie ich unten zeigen werde, gab es gewichtige Gründe, warum nicht mehr veröffentlichen konnten.

Während diese Quelle über Wölfe offensichtlich für nur englisch sprechende Biologen nicht verfügbar war, war sie für europäische Biologen verfügbar, so war das kurz danach veröffentlichte Buch „Povedenie Volka“ (Das Verhalten des Wolfes), veröffentlicht 1980 in Moskau von der Sowjetischen Akademie der Wissenschaft unter dem Herausgeber Prof. D. Bibikov. Danach kam 1982 veröffentlichte Buch über Wölfe von Mikhail P. Pavlov. Beide Autoren sind hoch angesehene Wissenschaftler. Jedoch provozierten die Übersetzungen ins Norwegische von Prof. Bibikovs russischem Buch diffamierende Verurteilungen durch skandinavische Naturschützer in den Medien.

Nachdem Pavlovs Buch verfügbar war, wurden drei seiner Kapitel übersetzt und von der norwegischen „Naturvardsverket“ veröffentlicht, der Agentur, die verantwortlich ist für den Schutz der Natur.  

Das löste in den Medien hysterische Reaktionen von Nichtregierungsorganisationen aus, Organisationen, die die Wölfe und ihre Wiederansiedlung unterstützen.

Sie forderten u.a., dass die Verbreitung der Übersetzung gestoppt werde und alle Exemplare vernichtet werden.

Unglücklicherweise wurde auch so verfahren, offensichtlich ein illegaler Akt (eine Übersetzung des Kapitels 12 von Pavlovs zweiter Ausgabe 1990 ist diesem Bericht angefügt (xxxv).

Folglich hat der Übersetzter von Pavlovs und Bibikovs Arbeiten Elis Palsson, entrüstet über diese unverfrorene Zensur und Unterdrückung der Ideen und Fakten, diese Übersetzung als ein Buch auf Schwedisch herausgegeben (XXXVI).

 

Die Wissenschaft geht in die Irre


Es ist offensichtlich von dem Vorhergehenden, dass ein Verständnis von Wolfbeutezügen auf Menschen nicht erwartet werden könnte, das es aus Nordamerika kommt. Nicht nur, dass viel zu wenige Zwischenfälle gab (XXXVII), die historischen Informationen waren ebenso oft nicht klar, ob nur mit Tollwut angesteckte Wölfe Menschen attackierten oder ob gesunde Wölfe genauso gut darin verwickelt wären (XXXVIII). Folglich würde ein Verständnis von Wolfsattacken auf Menschen von Quellen aus Eurasien kommen müssen.

Eine Möglichkeit kam 1984, als, folgend auf die Kontroverse über die Übersetzung der russischen Publikation, das Norwegische Staatliche Institut für Naturforschung ein Komitee von 18 Wissenschaftlern aufstellte, um die Gefahr von Wölfen zu untersuchen (XXXiX).

Es ist klar, dies war die Frage, Wolfsattacken auf Menschen gründlich zu untersuchen, indem man entsprechende historische und aktuelle Quellen benutzt, aber auch die Wissenschaft auf der Höhe der Zeit.

Jedoch das kam nicht ganz zustande. Während der Bericht von 2002 die Wolf-Mensch-Wechselwirkung abdeckte über das Verbreitungsgebiet der Wölfe in Eurasien und Nordamerika, genauso gut wie jene von anderen großen Fleischfressern, und trotz einiger exzellenter Informationen und 18 Autoren enttäuschte der Bericht in einigen Bereichen.

Jedoch kann der Bericht gelobt werden als einzigartig in der heutigen Zeiten, in denen westliche Wissenschaftler unverhohlen die potentielle Gefahr anerkannten, die von Wölfen ausgehen kann. Darüber hinaus scheinen fünf Jahre nach diesem Bericht seine zentralen Schlussfolgerungen offizielle Politik in Europa zu werden (XL).

 

Was war falsch gelaufen?

 

Zunächst einmal erfordert das Studium der Wolfsattacken auf Menschen das Werkzeug und die Einsicht von kompetenten Historikern – nicht von Wissenschaftlern! Wissenschaftler haben nicht die Voraussetzungen, die Zuverlässigkeit von historischen Berichten über Wolfsattacken auf Menschen aufzuspüren, geschweige denn zu beweisen.

Erst nachdem die Historiker ihren Teil erledigt haben, ist es die Rolle der Wissenschaft, die bestätigten Berichte zu untersuchen nach Dingen, die nur ein Wissenschaftler wahrnehmen und damit umgehen kann, nämlich die Eigenschaften, die von der Biologie der Wölfe kommen.

Das war eine Möglichkeit, die Verhaltensmuster zu enträtseln und zu erklären, die in Wölfen und auch in Coyoten die bevorstehende Attacke auf Menschen signalisieren.

Das wurde jedoch nicht gemacht.

So bleibt einem nichts anderes übrig, als sich zu wundern, wie es für Studenten von Coyoten in städtischen Gebieten möglich ist, ein vorhersehbares Warnsystem zu entwickeln, das eine Attacke von Coyoten auf Kinder vorhersagt, während eine große Anzahl von gemeinsam arbeitenden Wissenschaftlern versagen, das zu tun, wenn sie das viel reichere europäische und asiatische Material über Wolfsattacken auf Menschen studieren.

Zweitens ist die Studie offensichtlich ausgerichtet in Richtung der konventionellen „harmlosen“ Wolfskonzeption.

Man wundert sich, ob dies ein Beispiel ist für den ungebührlichen Einfluss der amerikanischen Ideen auf Europäer, die damals in der Wissenschaft modern waren? Es ist offensichtlich den Autoren entgangen dass sie die Mittel in der Hand hatten, die amerikanische „harmlose“ Wolfskonzeption als Hypothese zu testen.

Drittens ist die Behauptung des Berichtes, „dass große Fleischfresser bewahrt werden müssen in vielseitig genutzten Landschaften, die Häuser, Farmen, Dörfer und Städte umgeben“. Jedoch, wo in ihrer Forschung haben sie ein Beispiel gefunden von Wolfsrudeln, die für eine lange Zeit im Einklang mit den Menschen existieren, nahe an „Häusern, Farmen, Dörfern und Städten“?

Wäre da ein Weg gewesen, mit Wölfen zusammen zu existieren, hätten das nicht vor langer Zeit Europäer und Asiaten entdeckt?

Wäre da ein Weg gewesen, mit wilden Wölfen gemeinsam zu existieren, würden da die Westeuropäer die hohen ökonomischen und sozialen Kosten auf sich genommen haben, die die massiven, jedoch ineffizienten Methoden der Vernichtung von Wölfen mit sich gebracht haben?

Haben die Autoren des Berichtes nicht bemerkt, zu welchen Mühen, Unannehmlichkeiten und Kosten die Europäer in der Vergangenheit bereit waren, um die Wölfe zu vernichten?

Darüber hinaus scheinen die Autoren sich nicht bewusst zu sein der entsetzlichen Vermutungen, die sie über das Wolfsverhalten machten, denn wie ist ihre Behauptung vereinbar mit dem fest verdrahtetem Gefüge von Instinkt und schematischem Lernen der Wölfe, wie es ausgearbeitet wurde von Verhaltensforschern in den letzten drei Dekaden?

Wie Janis Koler-Matznick darstellt, Wölfe sind extrem schwierig, wenn man sie zuverlässig daran gewöhnen will, ein angeborenes Verhalten abzulegen (XLII). Darüber hinaus hatte keiner der involvierten Wissenschaftler Erfahrung mit Wölfen aus erster Hand, mit Wölfen, die versuchten, sich selbst zu etablieren in „vielfältig genutzten Landschaften, die Häuser, Farmen, Dörfer und Städte umgeben“. Und Erfahrung aus erster Hand ist leider immer noch der entscheidende Faktor in der Wissenschaft, wie ich von meinen persönlichen Erfahrungen bestätigen kann.

Sonst würden wir auch keine Arbeit im Gelände machen.

Viertens, da gibt es eine falsch informierende und falsch informierte Statistik. Während die Behauptung der Autoren, dass Wolfattacken auf Menschen historisch gesehen korrekt ist, ist es eine gefährliche und irreführende Aussage, weil die darin enthaltene Billigung den Leser beschwichtigen und zu tödlicher Selbstzufriedenheit führen kann. Solch eine Aussage ist eine fundamentale Falschinformation über Risiko, jedoch ist es eine Aussage in vielen wissenschaftlichen, geschweige populären Veröffentlichungen über Wölfe.

In jener Aussage hat der Schreiber das Urteil des Lesers (Klienten) durch sein eigenes ersetzt.

Es ist ein Teil einer Empfehlung.

Die professionell korrekte Art des Vorgehens ist, dem Leser zu sagen, unter welchen Umständen es eine niedrige bzw. hohe Wahrscheinlichkeit einer Wolfsattacke gibt, und den Leser zu seinem eigenen Urteil kommen zu lassen.

Lass es mich in anderen Worten sagen.

Indem ich in mein Auto steige, akzeptiere ich das minimale Risiko, über eine Klippe zu fahren – solange ich nicht die Kühler des Autos über eine Klippe leite und Gas gebe.

Nun, das was im Herbst 2005 in Nord Saskatchewan mit Wölfen passierte, entsprach dem Auto, was ich über eine Klippe führte und bereit war, Gas zu geben! Die Wölfe zeigten den Verlauf des Verhaltens von Wölfen und Coyoten, dass zu Attacken auf Menschen führen musste, erkundend und zum Ende führend – und niemand erkannte es.

Im Gegenteil, jeder, der darin verwickelt war, agierte – beharrlich! – als ob Wölfe keine Menschen attackieren würden.

Professionalismus kommt ins Spiel, wenn die Wegbereiter – die Gelehrsamkeit, Wissenschaft und die fachübergreifenden Studien – in einem gerade noch ausreichenden und uninteressierten Modus ihre Aufgaben erledigt haben.

Der professionell korrekte Weg vorzugehen ist, dem Leser die Fähigkeit zu geben, akkurat einzuschätzen, wann Wolfsattacken wahrscheinlich oder unwahrscheinlich sind.

Dann können auch gefährliche Umstände erkannt werden und Chancen von Wolfsattacken auf Menschen völlig vermieden werden. Und das muss auch das Ziel sein, nicht die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass der Tod von ein paar Kindern akzeptabel ist, um Wölfe zu bewahren für „den Nutzen des Ökosystems“.

Und hier noch eine weitere Besorgnis, die mit der Statistik einhergeht: Jeder beliebige Ausdruck von Gelegenheit hängt von Umständen ab.

Wölfe werden sich in der Tat nur ausnahmsweise Menschen nähern, geschweige denn sie belästigen oder attackieren, falls die Umstände der Vergangenheit wiederholt werden können.

Prinzipiell ist das unwahrscheinlich.

Folgerichtig steht es dem Professionellen zu zu untersuchen, wann die Umstände eine Null-Wahrscheinlichkeit von Wolfsattacken sichern und wann er eine Wahrscheinlichkeit von Eins gibt.

Fünftens, das russische Material wurde im Bericht ausgewählt in negativer Art und Weise.

Pavlov wurde herabgesetzt als ein Nichtwissenschaftler, eine falsche Behauptung, da diese führende Person (Pavlov wurde 1920 geboren) über 150 wissenschaftliche Artikel veröffentlichte und Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaft ist.

Er wurde für die folgende Erklärung für seine Antiwolfeinstellung angeklagt, „im Hauptteil der Sowjetunion können Wölfe nicht als Mitglieder des Ökosystems betrachtet werden“, oder für seine Behauptung, dass es keine Notwendigkeit gäbe, Wölfe in geschützten Gebieten zu erhalten, um die Huftierpopulation im „Gleichgewicht“ zu halten.

Haben sie nicht entdeckt, dass Wölfe, die ihrem eigenen Schicksal überlassen sind, die die Landschaft ernsthaft „abgeholzt“ haben von fast allen Wildtieren (wie ich selbst beobachtet in Vancouver Island, Canada, habe)?

Angenommen, Pavlov zielte darauf, die Population der wilden Huftiere durch extensive Wolfskontrolle zu maximieren, ist das nicht ein sicherer Weg, den Wolfsbestand zu gewährleisten durch die Schaffung einer dauerhaften Nahrungsgrundlage?

Da gab es keine Anerkennung für Pavlovs politischen Mut, sogar über die Gefahr von Wölfen zu schreiben, oder die schwierigen Bedingungen, unter denen er arbeitete, oder die Warnungen, die er so sorgfältig ausdrückte. Die Studie berücksichtigt auch nicht die Implikationen von Pavlovs politischen Enthüllungen.

Dieser unglücklichen Angelegenheit kann detailliert gefolgt werden in Appendix (XLIII) X zu diesem Bericht.

Es ist klar, die Biologie war nicht mehr nur eine Angelegenheit der Wissenschaft, sondern wurde politisiert.

Die gegenwärtige politische korrekte Version ist das Image vom „harmlosen“ Wolf, der keine Menschen angreift.

Gegenteilige Angelegenheiten werden abwertend als „Rotkäppchen-Märchen“ abgetan, im Gegensatz zu allen historischen Beweisen!

Während wir die Zensur im kommunistischen Russland über tödliche Zusammentreffen mit Wölfen, wie von Pavlov enthüllt, verwerfen mögen, was sollen wir da aus der Zensur machen, der Pavlovs Arbeit im demokratischen Norwegen ausgesetzt war? Oder auch in den USA? Denn als Pavlovs Kapitel 12 von dem hoch angesehenen russischen Zoologen Dr. Leonid Baskin, seiner Frau Valentina und dem Alaska Wildlife-Biologen Patrick Valkenburg ins Englische übersetzt wurde, damals herausgegeben von den Wildlife-Biologen Patrick Valkenberg und Mark McNay, konnten sie keinen Herausgeber für die Übersetzung finden.

Diese Übersetzung erscheint jetzt als Appendix A in Will Graves Buch über russische Wölfe, veröffentlicht in Kanada (XLIV), genauso gut wie Appendix A diesem Bericht beigefügt.

Ich beziehe mich auf Appendix F (XLV) und die Worte von Dr. S. Korytin über menschliche Todesfälle von Wolfsattacken, der 1990 veröffentlicht wurde in dem führenden Jagdmagazin „Ohota i ohotnishje hozjaistvo“ (Jagd und Jagdwirtschaft) Nr. 6, in dem Artikel „Wölfe als Menschenfresser“. „Die Attacke der Wölfe auf Menschen ist seit unendlichen Zeiten eine der schlimmsten Geiseln.

So haben im Lauf von nur drei Jahren (1849 – 1951) 260 Erwachsene und 110 Kinder wegen Wölfen ihr Leben verloren (Lazarewskii, 1860).

Es gibt offizielle Statistiken von diesen Fällen in den Jahresberichten der Regierungen wurde diese Information konzentriert in der Tabelle über die Todesfälle in der Bevölkerung in der Spalte ‚getötet von wilden Raubtieren‘.

Nach der Revolution wurden keine statistischen Angaben über Wolfsschäden in unserem Land veröffentlicht, aber zufällige Informationen fanden immer noch ihren Weg in die Zeitungen (Quellen werden genannt in Zeilen 432 – 435). In der Realität war die Zahl solcher Fälle viel größer. M.P.Pavlov (1965, 1989) veröffentlichte vorher unbekannte Fakten über Wolfsattacken auf Menschen, welche, außer dem Autor selbst, P.A. Manteifel und G.P. Kemenskij gesammelt hatten.

Der Hauptteil des Materials beschäftigt sich mit Wolfsschäden auf Kinder in verschiedenen Teilen unseres Landes während des Zweiten Weltkrieges.

Es gibt 103 bewiesene Fälle.“ Korytin ist Doktor der Biologie, Professor, Direktor des Prof. Zhitkov Bereiches für Ökologie und Ethologie des VNIOZ, des Allunions Wissenschaftlichen Forschungsinstitut für Jagdökonomie und Pelztieraufzucht.
Die nordamerikanischen und russischen und die historischen Versionen sind natürlich nicht exklusiv, vielmehr, sie sind beide stichhaltig – abhängig von den Umständen.

 

Wie entstand der Mythos vom „harmlosen“ Wolf?


Es ist wichtig zuerst zu verstehen, wie der Mythos vom „harmlosen“ Wolf entstand.

Es ist eine nordamerikanische Erfindung des 20. Jahrhunderts und basiert auf Umständen, die im 20. Jahrhundert auf diesem Kontinent vorherrschend waren.

Das sind:
(a) der Fakt, dass es im vergangenen Jahrhundert keine Aufzeichnung über Tötung von Personen durch einen gesunden wilden Wolf in Nordamerika gab, verglichen mit 59 Personen, die durch Bären getötet, und 17 Personen, die durch Puma getötet wurden. Übersehen wurden die früheren amerikanischen Aufzeichnungen von Wolfsattacken auf Menschen und deren Tötung.

(b) Die bewusste Propaganda eines gestörten fiktiven Bildes eines Wolfes, um seine Erhaltung zu gewährleisten, und im kommunistischen Russland das Konfiszieren von Waffen in ländlichen Gebieten zu rechtfertigen und die Bevölkerung bewusst unbewaffnet zu halten.

(c ) Die (falsche) Idee, dass Wölfe im höchsten Maße anpassungsfähig an Menschen sind und sie mit ihren zusammen leben können, eine Idee, die wiederum auf nordamerikanische Erfahrungen mit einheimischen Raubtieren zurück geht, aber falsch interpretiert wurde.

Ich möchte mit einer Frage beginnen
Warum töteten die Wölfe, unseres Wissens nach, keine Menschen im 20. Jahrhundert in Nordamerika (aber taten dies im 19. Jahrhundert)?
Die kurze Antwort ist,
a) Wölfe waren historisch gesehen sehr selten, teilwiese wegen der erbitterten Verfolgung
b) Die nordamerikanische Bevölkerung ist stark bewaffnet
c) Gejagte Wölfe haben sehr viel Angst vor Menschen
d) Eine offene Jagdsaison führt zu einer schnellen Ausrottung der sich „nicht gut verhaltenden“ Wölfe, bevor sie Schaden anrichten können.

 

1. Wölfe waren selten oder nicht vorhanden in praktisch ganz Nordamerika außer im 20. Jahrhundert
Grauwölfe waren historisch gesehen in Kalifornien nicht präsent genauso wie in großen Teilen von Washington, Oregon und den in den Südstaaten, ergo kein Grauwolf konnte einen Menschen töten, wo es gar keine Wölfe gab (XLVI). Die Vermutung, durchdrungen von der amerikanischen Version der „harmlosen“ Wolfshypothese, ist, dass Wölfe durch das 20. Jahrhundert hindurch in Nordamerika immer vorhanden waren. Diese Annahme ist falsch (XLVII).
Dem Verschwinden der Bisonherden 1885 folgend, kamen die „Wolfsvernichter“ mit Strychnin ins Spiel und begannen, die Wölfe durch den ganzen amerikanischen Westen und Kanada zu vernichten, um die Viehhaltung zu erleichtern (XLVIII).

Wölfe wurden praktisch ausgerottet im frühen 20. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten und in großen Gebieten von Kanada.

Wölfe erfreuten sich keines geschützten Status‘ in Nationalparks in den USA und in Kanada im frühen 20. Jahrhundert. Bis 1926 (XLIX) waren die Wölfe im Yellowstone Nationalpark ausgerottet.

Die Regierungsbeamten für Raubtierkontrolle zerstörten systematisch die Wölfe, wo sie mit der Landwirtschaft in Kanada in Konflikt gerieten.

. Wo und wenn die Wölfe gegenwärtig mit der Landwirtschaft in Konflikt geraten, können sie sofort gejagt oder erschossen werden.

Wölfe erfreuten sich nicht des Status‘ eines Wildes bis ins sehr späte 20. Jahrhundert in Kanada und Alaska und konnten das ganze Jahr über geschossen werden, wenn immer sie sich zeigten.

Die Trappers fingen die Wölfe nach Gutdünken, wann immer die Pelzpreise stiegen.

Eingeborene erzählten mir wiederholt, dass es das beste Mittel wäre, der Ausbreitung des Wolfes entgegen zu treten, wenn man ihre Höhlen zerstöre und ihre Jungen tötete (L).

Wölfe wurden systematisch vergiftet und durch den Abwurf von vergifteten Ködern, wenn die Gefahr der Tollwut bestand (LI).

Wölfe wurden aus der Luft aus abgeschossen, um die Raubzüge auf wertvolle Huftiere zu verringern.
Die Eingeborenen jagten Wölfe wegen ihres exzellenten Pelzes, um Winterkleidung herzustellen, aber sie vernichteten auch Wölfe, die ihnen zufällig folgten (aus gutem Grunde, wie wir sehen werden).
Da gab es regionale Fangprämien auf Wölfe.

In Kürze, Wölfe waren sehr selten während eines großen Teiles des 20. Jahrhunderts in Nordamerika (LIII), eine Tatsache, der ich mir voll bewusst war während meiner Forschungsarbeit in der kanadischen Wildnis, welche zwischen 1958 und meinem Ruhestand 1995 liegt. Was Zufall und Statistik betrifft, waren Treffen zwischen Wölfen und Menschen sehr selten.

 

2. Menschen in ganz Nordamerika waren historisch gesehen gut bewaffnet, und Wölfe, die auf bewaffnete Menschen trafen, wurden eliminiert, bevor sie Schaden anrichten konnten
In den Gebieten von Nordamerika, wo einige Wölfe überlebte, traten sie garantiert bewaffneten Menschen gegenüber, einheimischen und nicht einheimischen Trappern und Jägern, Goldsuchern, Landvermessern, Rangern, Farmern, während Waffen verfügbar waren für die Leute auf den Straßen, für die Trucker und Holzarbeiter. Wehe dem Wolf, der sich zeigte!

Umgekehrt, wo es ernsthafte Zusammenstöße zwischen Menschen und Wölfen, Bären oder Pumas, waren die attackierten Personen nicht bewaffnet – mit einer Ausnahme (LIV).

Während es Berichte gab in den kanadischen Medien über Angriffe von Wölfen auf Menschen, verfehlte eine große Anzahl von Vorfällen diese Berichterstattung, weil der Wolf oder die Wölfe erschossen wurden. Auch Vorfälle über Angriffe auf Haustiere und Hausvieh wurden nicht berichtet. Keine der Konfrontationen mit Wölfen, die uns oder unsere Nachbarn betraf – mit Ausnahme einer (siehe Anmerkung 17) – oder der Schaden, den Wölfe verursachten, wurde je in den kanadischen Medien erwähnt, obwohl ich sehr wohl einen solchen Bericht in einer Fachzeitschrift der USA für Wildlife-Biologen (siehe Anmerkung 13) veröffentlicht hatte. Daraus folgt, über Wolf-Menschen-Interaktionen wurde zu wenig berichtet.

3. Unter besonderen Umständen vermeiden die Wölfe jeglichen Kontakt mit den Menschen
Wenn Wölfe (a) satt sind und (b) gejagt werden, werden sie äußerst scheu und vermeiden den Kontakt mit Menschen. Wölfe sind scheuer als Wolfshunde, die wiederum scheuer sind als Hunde. Wo Wölfe in geringer Zahl vorkommen, im Verhältnis zu ihrer Beute, und wo sie gejagt und gefangen werden, entwickeln sie eine große Furcht vor Menschen, sogar wenn sie Menschen nur wittern. Ich kann das aus meinen persönlichen Beobachtungen bestätigen, als ich meine Studien im freien Gelände über Bergschafe in North British Columbia und am Yukon (1961 – 1965) betrieb. Unter solchen Umständen sind Wölfe praktisch unsichtbar, und es ist unmöglich, sie mit konventionellen Mitteln zu jagen.
Wölfe tendieren zurückzuschrecken, Menschen anzugreifen, die sich selbstbewusst und mutig verhalten, ohne Furcht zu zeigen (LV), besonders wenn diese Menschen sich selbst groß erscheinen lassen (LVI). Das gilt für frei lebende Wölfe wie auch für Wölfe in Gefangenschaft.

Daraus folgt, dass es keine tödlichen Wolfsattacken im 20. Jahrhundert in Nordamerika gab, weil es nur sehr wenige Wölfe gab, die Wölfe gejagt wurden, sehr scheu waren und Menschen mieden, und die paar Wölfe, die sich Menschen näherten, wurden unvermeidlich erschossen. Wo Menschen von Wölfen attackiert und verletzt wurden, waren diese in allen Fällen ohne Waffen (LVII).

Es kann kein Zeichen gesehen werden, dass Wölfe von Natur aus vermeiden, Menschen als Beute anzusehen.

 

Ein literarischer Schabernack


Die Konzeption des „harmlosen“ Wolfes bekam einen großen Aufschwung durch etwas, was nur als brillanter literarischer Schabernack betrachtet werden kann. Ein sehr talentierter Autor und Humorist, Farley Mowat, präsentierte als Tatsache einen fiktiven Bericht über Wolfsbiologie in seinem Buch von 1963 „Never Cry Wolf“.

Die literarische Welt stieg darauf ein und tut das immer noch, wie sich in einem Film zeigte, der auf diesem Buch basiert, ebenso wie Studienführer, indem es immer noch angeboten wird bei Amazon als eine wahre Lebensgeschichte. Es wurde von den kanadischen Biologen Frank Banfield (1966) und Doug Pimlott (1967) schnell verworfen als erfunden (LVIII), aber ihre Buchbesprechungen in akademischen Zeitschriften hatten wenig Gewicht. Darüber wurden ihnen humorvoll vom Autor gekontert, der die Öffentlichkeit hinter sich hatte. So schreibt David Mech: „Während die anderen Bücher und Artikel streng auf Erfahrungen der Autoren basieren, scheinen die von Mowat im Grunde genommen auf Fiktion zu beruhen, die irgendwie auf Fakten beruhen. Es scheint, dass er sie zusammengesetzt hat aus seinen begrenzten Abenteuern mit wilden Wölfen und einer generösen Menge nicht bestätigten Erfahrungen anderer Autoren; eine gewisse Menge von Phantasie und Ausschmückung vervollständigte wahrscheinlich das Rezept für dieses Buch (LIX).“ In der Folge wurde von John Goddard ein längeres Exposé über Mowarts Buch und seine Arbeitsgewohnheiten in der Ausgabe der Saturday Night vom Mai 1996 veröffentlicht (LX). Karen R. Jones behandelt in ihrem Buch (LXI) die Reaktion der Kritiker in Westkanada auf Mowarts Buch, indem sie sich auf einige Wissenschaftler von Rang bezieht, z.B. auf Bill Fuller von der Universität von Alberta und Jim Bendell von der Universität von British Columbia. Mowart nahm sich das nicht an, im Gegenteil! Wegen der Enthüllung wird Mowarts Buch nicht in der wissenschaftlichen Literatur als Autorität zitiert, aber sein Einfluss auf Laien ist enorm! Und nicht nur in Nordamerika!

Die russischen Kommunisten umarmen die „harmlose“ Wolfskonzeption
Mowarts Buch war ein populärer Hit in Russland und kam praktisch wie von Gott gesandt für die Kommunistische Partei und ihre Propaganda. Es gibt keinen Zweifel, dass die russischen Wissenschaftler sich der Bedenken der kanadischen Wissenschaftler bewusst waren (LXII). Trotzdem, trotz des kommunistischen Lobes für wissenschaftliche Angelegenheiten (und so für die Objektivität) wurde das Buch übersetzt und weit verbreitet. Der Grund für diesen offiziellen Enthusiasmus für den „harmlosen“ mausfressenden Wolf wurde nur von Pavlov enthüllt (siehe Anhang X, das übersetzte Kapitel 12 seiner zweiten Ausgabe oder Ausgabe von 1990 seines Buches über Wölfe). Russland hatte zu Beginn des Zweiten Weltkrieges alle gesunden Männer aus den Dörfern einberufen und sie an die Front geschickt, um gegen die Wehrmacht zu kämpfen. Gleichzeitig wurden alle Jagdwaffen in den Dörfern konfisziert mit der Folge, dass die Frauen, Kinder und alten Menschen völlig unbewaffnet zurückblieben. Die Wölfe bekamen das schnell mit, was zu schweren Beutezügen auf Vieh führte und eine Welle von tödlichen Attacken auf Dorfbewohner, vorrangig von Kindern, zur Folge hatte. Die russische Regierung verbot alle Berichte über Wolfsattacken, die zur Verletzung oder zum Tod von Menschen führten, und hielten solche Berichte geheim. Diese Berichte wurden erst nach dem Fall der kommunistischen Regierung in Russland entdeckt. Diese Politik des Schweigens, die einherging mit dem Tod von Menschen, verursacht durch Wölfe, erklärt auch frühere Aktionen, wie z.B. das Verschweigen von Berichten von Wolfsattacken auf Menschen nach dem Sturz des Zaren in der Oktoberrevolution und die folgenden Berichte von einigen russischen Autoren darüber, dass Menschen fressende Wölfe fiktiv wären. Es war nicht im Interesse der kommunistischen Partei, eine bewaffnete Bürgerschaft zu erlauben, welche das einzige effektive Gegenmittel für Wolfsattacken ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete Prof. A.A. Mantejfel eine Kommission, die von der höchsten Jagdbehörde der Russischen Föderativen Republik berufen wurde, um das Wolfstöten von Menschen zu untersuchen, aber es führte zu nichts wahrscheinlich wegen der oben genannten Ursachen. Die Verbindung zwischen der Entwaffnung der Bürger und der zahllosen Todesfälle durch Wölfe daraufhin durften nicht öffentliches Wissen werden. Das erklärt im Nachhinein den ziemlich kargen Bericht über Menschen tötende Wölfe von den Professoren Heptner und Nasimovic 1967 in „Mammals of the USSR“ (Säugetiere der UdSSR) und ihre Auswahl von nur ein paar, jedoch sehr grausamen Fällen, einschließlich Mehrfachtötungen durch den gleichen Wolf. Da gab es demzufolge keinen Weg, in welchem Menschen fressende Wölfe frei diskutiert werden konnten von westlichen und russischen Wissenschaftlern während der Ära des Kalten Krieges. Das Töten von Menschen durch Wölfe setzt sich fort, aber es wird nur wenig darüber berichtet, weil die Zivilbevölkerung kaum Waffen hat und auch besonders keine Munition (LXIII).

Vorschneller Enthusiasmus
Das Buch Arctic Wild von Lois Chrisler (LXIV) beschreibt, wie ein paar Fotografen, die Karibus fotografieren wollten, versuchten, Wolfsjunge aufzuziehen, während sie draußen im Ödland waren. Die Wolfsjungen waren für sie ein Vergnügen, wie in dem Buch lebhaft beschrieben wurde. Und in der Tat sind Wolfsjunge, bevor sie volle Reife erreichen, sehr gehorsam und werden so als sehr süß wahrgenommen. Sie müssen es auch sein, denn ihr Leben hängt davon ab, dass sie ständig von ihren Eltern und dem Rudel akzeptiert werden. Jedoch gibt es mit der Reife Spannungen im Rudel, Vertreibungen können stattfinden oder „Revolten“, in denen auch selten Töchter ihre Mütter und Söhne ihre Väter töten. Jeder gefangene Wolf wird an einem Punkt versuchen, über seinen menschlichen Kompagnon zu dominieren. Von solchen Test gibt es auch kein Entkommen, obwohl dies eine komplexe Angelegenheit ist. Falls der menschliche Kompagnon die Attacke überlebt, kehrt der Wolf dazu zurück, dessen Dominanz anzuerkennen. Jedoch bleiben Spannungen, da der Wolf nicht kommandiert werden kann und sein ganzes Leben lang ein unabhängiger Geist bleibt. Jahrzehntelange Arbeit mit Wölfen von Erich Klinghammer und Harry Frank Martha Gialdini Frank und ihren Kollegen sind hier relevant (LXV). Wie Janice Koler-Matznick es zum Ausdruck bringt, Wölfe haben einen biologischen Imperativ, in der Hierarchie nach oben zu streben, was die geschlechtsreifen Wölfe in menschlicher Gesellschaft gefährlich macht (LXVI). Obwohl sie miteinander wetteifern, stehen Wölfe in einem Rudel nicht darüber, einen verletzten Kompagnon zu unterstützen, und halten sich zurück mit gefährlichem Zubeißen in einem Dominanzstreit, um Verletzungen zu minimieren (LXVII).

Wölfe sind nicht sehr „anpassungsfähig“
Eine andere Vermutung, die auf nordamerikanischen Erfahrungen mit heimischen großen Raubtieren beruht, ist, dass graue Wölfe anpassungsfähig sind und deshalb dazu geführt werden können, dass sie eng mit Menschen zusammen leben können, genauso wie Schwarzbären, Pumas und Kojoten. Die letzten sind alte eingeborene Nordamerikaner, die seit mindestens zwei Millionen Jahren ein Teil der eingeborenen nordamerikanischen Megafauna sind, die am Ende der letzten Eiszeit (vor etwa 11 000 – 7 000 Jahren) zusammenbrach. Jedoch überlebten diese drei Fleischfresser genauso wie ein paar eingeborene Pflanzenfresser, während die verbleibenden mehr als 50 Arten von großen Säugetieren ausstarben.

Schwarze Bären, Pumas und Kojoten können tödlich für Menschen sein, sie sind praktisch unsichtbar für die meiste Zeit, sogar innerhalb der Städte, und nicht ständig uns bedrohend. Die meiste Zeit sind sie nachtaktiv und sehr vorsichtig und entkommen der Entdeckung. Darüber hinaus tendieren sie dazu, schnell zu flüchten, wenn sie Menschen sichten – außer wo sie geschützt sind. Jedoch bleibt auch dann der Puma unsichtbar. Unsere Erfahrung ist, dass wir mit diesen drei Raubtieren leben können und mit den Gefahren umgehen können, die durch sie entstehen. Der Grund, warum diese drei eingeborenen nordamerikanischen Fleischfresser so anpassungsfähig und „smart“ sind, scheint ein historischer zu sein. Während der Eiszeit wurde Nordamerika von sehr großen hoch spezialisierten Raubtieren bevölkert, und die Überlebenden waren tief auf dem Totempfahl der Macht. Dieser heftige Raubtierdruck sicherte, dass die eingeborenen nordamerikanischen Raubtiere und Pflanzenfresser außerordentlich fähig waren, sich eines Raubzuges zu entziehen. Sie waren sehr anpassungsfähig!

Der Wolf ist das nicht (LXVIII). Er ist eine sibirische Art, der sich über Nordamerika verbreitete gemeinsam mit anderen sibirischen Arten, wie z.B. mit dem Grizzlybär, dem Vielfraß, dem Elch, dem Hirsch und den Menschen, als die eingeborene Megafauna ausstarb, beginnend vor 12 000 Jahren (LXIX). Wolf, Grislybär und Vielfraß waren so nicht Subjekt für den heftigen Raubtierdruck, weil es nur wenige Megaraubtiere in Eurasien gab. Von ihnen wird erwartet, dass sie mehr instinktgebunden sind als Schwarzbären, Kojoten und Pumas. Die Letzteren verhalten sich ziemlich gut in Nordamerika, sogar in der Nähe der Menschen, der Wolf, der Grislybär und der Vielfraß tun das nicht. Diese drei „sibirischen“ Arten sind von großer Besorgnis für die Wildlife-Erhaltung. Die drei alten Amerikaner sind das nicht.

Die traditionelle Wildlife-Biologie in Nordamerika ist unzulänglich in ihrem Verständnis von Tierverhalten, und ein Fehlen von Aufmerksamkeit gegenüber von Instinkten in Wölfen und ihren programmierten, wie mit einem Stempel aufgedruckten Lernen spielt eine große Rolle dabei (LXX). Die Stärke des modernen Tierverhaltens ist sein Beitrag für ihr Verständnis der angepassten Rolle des Verhaltens und seine Evolution. Die genetischen Komponenten des Verhaltens werden zusammengefasst als Instinkte. Während diese ursprünglich genetisch sind, tendieren sie dazu, gelenkt zu werden in einer opportunistischen, jedoch gewöhnlich logischen Art und Weise. Während ihrer zweijährigen Entwicklung vom Jungen zum Erwachsenen durchlaufen die Wölfe kritische Stufen des Lernens, praktisch dessen Aufdruckens, was unter Aufsicht der erwachsenen Wölfe erfolgt und zu dem Ergebnis führt, dass sie sich effektiv an die örtlichen Bedingungen anpassen können, Erfolg beim Jagen und der Sozialisierung haben und sich fortpflanzen können. Ein erwachsener freier Wolf, der so vorprogrammiert und an die Bedingungen gewöhnt ist, kann nicht ohne weiteres zu einem anderen Verhaltensmuster übergehen (LXXI), und falls er es tut, dann nur im
Angesicht von echter Not oder überwältigender Möglichkeit. Das ist das Resultat moderner Studien über das Wolfsverhalten gewesen. (LXXII). Daraus folgt, wenn Wölfe, die Menschen meiden, beginnen neugierig über Menschen zu werden ist das ein zuverlässiges Zeichen dafür, dass die Wölfe sich ernsthaft für die Menschen als Beute interessieren.

Wenn man die Vorfälle von Wölfen untersucht, die Menschen als Beute ansehen, und die Umstände, unter denen diese Ereignisse geschehen, erscheint ein Muster, unabhängig von dem historischen Alter und des Ortes. Das ist ein Hinweis dafür, dass hier Instinkte am Werke sind. Wie diese Instinkte strukturiert sind, wird durch den Vergleich des Verhaltens von verschiedenen Hundezüchtungen enthüllt. Jede Hundezüchtung betont verschiedene Aspekte der Raubtierinstinkte, und solche Muster sind vererbbar (LXXIII). Und das bedeutet, dass in der Zukunft Wölfe wieder Menschen als Beute betrachten werden, weil ihre Instinkte sie dazu zwingen – wenn sie die richtigen Gelegenheiten und die Zwänge haben.

Wir wissen jetzt und – wie unten aufgezeigt wird – wissen es seit Jahrhunderten, dass freie Wölfe, die Futter brauchen und dabei sind, sich an Menschen gewöhnen, schließlich beginnen werden, die Menschen als alternative Beute zu erkunden. Unter solchen Umständen ist ein Angriff eines einsamen Wolfes sehr gefährlich, sogar für einen athletischen Mann, während die Attacke eines Rudels absolut tödlich ist. Es muss wieder und wieder hervorgehoben werden, dass Wölfe, die sich an uns gewöhnen, nicht anders handeln können! Sie sind in ihrem Verhalten durch Instinkte gezwungen, was ihnen sehr gut für Millionen Jahren diente. Wir können von Wölfen nicht erwarten, dass sie neue Tricks lernen, so wie es Hunde tun (LXXIV). Wie ist es dann möglich, möchte man fragen, dass Wölfe „gehalten werden können in vielfältig genutzten Landschaften, die Häuser, Farmen, Dörfer und Städte umgeben“?

Die „Entlarvung“ des Rotkäppchen-Image vom Wolf; der historische Bericht
Der deutsche Philosoph Emanuel Kant ist anerkannt für seine Witzelei, dass „wir lernen aus der Geschichte, dass wir nicht von der Geschichte lernen“. Seine humorige Weisheit ist hier relevant. Das Wissen, das mit dem Menschen fressenden Wolf verbunden ist, überspannt Jahrhunderte und Kontinente, aber ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse in Nordamerika gewesen, ebenso im kommunistischen Russland, aber auch in Westeuropa. Informationen über Menschen fressende Wölfe wurden abgetan und in vielerlei Art unterdrückt. Es ist wichtig, hier wenigstens kurz zu berichten, wie und warum das getan wurde.

Das Material, das mit den Menschen tötenden Wölfen einhergeht, ist keine Wissenschaft und kann niemals „wissenschaftlich“ sein. Forderungen zu erheben, dass das so sei, beruhen auf falschen Vorstellungen davon, was Wissenschaft ist innerhalb des größeren Reiches der Gelehrsamkeit. Wir erfahren von Wolfattacken auf Menschen von einer großen Zahl unterschiedlicher Quellen, von Interviews aus erster Hand von Überlebenden, Teilnehmern und Zeugen solcher Erfahrungen, von Einträgen durch Priester in Kirchenbüchern, von Einträgen durch Angestellte der Verwaltungsbezirke in Verwaltungs- und Gerichtsberichte, und die Auswertungen von solchen Berichten durch Kommissionen, der Polizei, Wissenschaftlern, Beamten und Laien. Historiker haben die besten Werkzeuge und den Hintergrund, solche Berichte zu studieren und sie in einen Zusammenhang zu bringen(LXXV). Wissenschaft betritt die Szene nur, indem sie zu dem gleichen Material Stellung beziehen kann in einer Art und Weise, in der es Historiker und andere Disziplinen nicht können. Und was die Wissenschaft dazu beitragen kann, hängt völlig von dem fachlichen Hintergrund ab, in dem die Wissenschaftler involviert sind.

Und dann gibt es Wissenschaft und auch wieder Wissenschaft. Die Angelegenheit des Wolfsverhaltens und der Ökologie fallen in die breite Disziplin der Biologie, welche historisch entstanden ist als „Natural History“ (Naturkunde/Naturgeschichte). Der letzte große Befürworter dieser Art, Wissenschaft zu betreiben, war der verstorbene Konrad Lorenz, einer der Väter der modernen Disziplin von Tierverhalten (Ethologie), und er wurde für seine Leistungen mit dem Nobelpreis geehrt. Er war neigte dazu, die moderne modische Art der Mathematik zu verachten und verließ stattdessen auf genaue Beobachtungen, Beschreibungen und seine geliebten Anekdoten. Das bedeutet, er arbeitete nicht unähnlich der Methoden von Charles Darwin, der möglicherweise der Menschheit das wichtigste theoretische Verständnis des Lebens gab (LXXVI). Und das Material, das mit der Biologie der Wölfe verbunden ist, geschweige denn von Menschen tötenden Wölfen, ist sehr anekdotenhaft. Eine quantitative Annäherung an solches würde in das Fach der Epidemiologie fallen, aber das Material ist bei Weitem zu begrenzt und auch viel zu komplex, um Ergebnisse von dieser quantitativen epidemiologischen Annäherung zu erwarten. Darüber hinaus benutzt die Epidemiologie eine historische Annäherung, bevor sie Statistiken heranzieht, das bedeutet gute Detektivarbeit! Und gute Detektivarbeit ist nicht begrenzt auf die Wissenschaft.

Bevor ich mich dem relevanten historischen Material über Menschen tötende Wölfe zuwende, möchte ich einige der Kritiken darüber aufführen.

Raubtiertötungen berufen sich auf Verschleierung von Mord. Siehe Prof. Ray Coppingers Anmerkung, in welcher er sich auf drei solcher Beispiele bezieht. Das ist eine legitime Besorgnis für Polizeibehörden.

Die Berichte sind nicht „wissenschaftlich“. Eine abwertende Diffamierung basiert auf einem Missverständnis von Wissenschaft und Gelehrsamkeit durch den Kritiker. Historische Berichte sind per definitionem nicht wissenschaftlich, aber sie sind ebenso vertrauenswürdig wie eine gute Detektivarbeit.

Die Berichte sind voreingenommen, weil der Autor ein Jäger ist. Diese versuchte Diffamierung ignoriert, dass dieser große, von Jägern geführte Erfolg von Erhalt von Wildlife besonders in Nordamerika, der die biologische Vielfältigkeit des Kontinents rettete, zu einer mächtigen Basisorganisation des Schutzes führte, die das nordamerikanische Modell des Schutzes von Wildlife prägte. Es waren die Jäger, die das grundlegende System des kontinentalen Umweltschutzes organisierten, ohne das z.B. der Schutz gefährdeter Arten nicht existieren würde (LXXVII).

Der Autor hasst Wölfe und ist deshalb voreingenommen. Für diesen Anspruch ist Beweismaterial erforderlich, aber ich habe solches nicht gesehen. In früherer Zeit war der Hass auf Wölfe sehr wohl durch die schrecklichen Erfahrungen begründet, wie z.B. dass tollwütige Wölfe eine große Anzahl von Menschen gebissen haben. Diese starben einen furchtbaren Tod, da damals Tollwut nicht behandelt werden konnte.

Die Berichte über Menschen tötende Wölfe sind komplette Erfindungen und Lügen. Mit welchem Beweis? Hier kann eine historische Untersuchung die Angelegenheiten klären und muss es auch.

Die Besorgnisse über Menschen tötende Wölfe sind übertrieben, um einige politische oder persönliche Ziele zu erreichen. Die Kritik ist ein zweischneidiges Schwert, weil die pro Wolf Befürworter ebenso übertreiben könnten. Die Art und Weise, damit umzugehen, ist, uninteressierte Gelehrte für alle Berichte über Wölfe zu beschäftigen, beginnend mit Historikern. Die Angst vor Wölfen ist unter bestimmten Umständen wirklich gerechtfertigt, und die so betroffenen Menschen verdienen unser Mitgefühl.

Das Verschwinden von Kindern könnte genauso gut andere Gründe haben als Wölfe. Eine gute Warnung, aber nicht anwendbar auf amtliche Berichte über untersuchte Fälle von Wolfsangriffen auf Menschen. Da gibt es genug dokumentierte Fälle von Wolfsangriffen auf Menschen, so dass zweifelhafte Fälle nicht herangezogen werden müssen.
Es könnte vielleicht sein, dass Frauen mit außerehelichen Kinder sich so geschämt hatten, dass sie ihre Neugeborenen in die Wälder schafften und sie aussetzten. Eine ziemlich eigenartige Spekulation ohne einen einzigen bestätigten Fall. Babys sind nicht unter den Wolfsopfern. Außerdem wäre es nicht das Ziel der Mutter, das Baby verschwinden zu lassen? Und wer würde dann solche Vorfälle melden?

Die Wölfe, die in das Töten von Menschen verwickelt waren, waren eigentlich Hund-Wolf-Kreuzungen oder Wölfe, die von Menschen aufgezogen und dann freigelassen wurden. „Echte“ Wölfe töten keine Menschen. In der Tat gibt es da dokumentierte Berichte über Hybriden, die Menschen töten (LXXVIII). Jedoch haben sich Hunde und Wölfe gekreuzt innerhalb des ganzen Wolfsbereiches, und Wölfe kreuzen sich mit anderen Kaniden wie z.B. Kojoten und Schakale. All das bedeutet, dass ein Ansteigen der Wolfszahl ein Ansteigen der gefährlichen Wolf-Hund-Kreuzungen garantiert (und von tollwütigen Wölfen), kaum ein erstrebenswertes soziales Gut.

Die Betonung (in Finnland) der Gefahr, die von Wölfen ausgeht, ist eine gut erprobte Methode für die Beförderung von Schulkindern, welche von den Gemeinden bezahlt wird, falls die Gesetzesvorlage von der 5 km-Entfernung von der Haustür bis zur Schule nicht erfüllt wird. Man kann Finnland nur zu einem solch exzellenten Gesetz gratulieren, wenn Wölfe sich in der Nähe von Häusern und Dörfern sind und die Kinder auf dem Weg zur Schule abfangen können. Jedoch, es ist eine ziemlich originelle Masche, um die Forschung einzustellen, die aufzeigt, wenn Wölfe eine Gefahr für Leib und Leben sein können.

Es muss bewiesen werden, dass der Wolf niemals in seinem gesamten Leben in Gefangenschaft gehalten war, und da muss es auch Zeugen zu den Attacken geben. Man kann sich nur wundern, was Polizisten, die mit einer Morduntersuchung beauftragt sind, von solchen Bedingungen halten würden.

Es ist nicht nachprüfbar, deshalb muss es verworfen werden. Die gewaltige Vernichtung von Berichten in Kriegszeiten und Revolutionen ist ein beklagenswerter Umstand in ganz Europa. Indirekte Überprüfung, wie unten beschrieben, ist der einzige Weg, um die Gültigkeit zu beweisen.

Das Rotkäppchen-Märchen basiert auf Realität
Hans Friedrich von Flemming widmete 1719 sein enzyklopädisches Werk „Der Vollkommene Deutsche Jäger“ seinem höchsten Souverän und Meister Friedrich Augusto, König von Polen, gefolgt von einem zweiten Band 1724. Dieses massive zweibändige Werk über Wildlife und sein Management wurde in Leipzig, Sachsen, Deutschland, veröffentlicht. Ich besitze die Ausgabe von 1749 dieser zwei Bände. Es war einer der zwei erfolgreichen Versuche, einen verständlichen Bericht von allen Angelegenheiten zu schaffen, die einhergehen mit Wildlife und Natur im nördlichen Zentraleuropa, organisiert in einer höchst enzyklopädischen Art und Weise (LXXIX). Diese Arbeit mit eng geschriebenen Buchstaben umfasst über 1 000 Seiten und ist in enzyklopädischer Art und Weise illustriert. Sogar nach modernen Standards sind die Berichte über die Arten in einer sachlichen, bemerkenswert genauen Art geschrieben, und ich habe Flemming in meinem Buch von 1998 „Deer of the World“ (LXXX) zitiert betreffs Ansichten, die mit der Biologie von Hirschen zusammenhängen. Flemming war ein bereister Adliger und Manager von Gütern. Er lebte kurz nach dem verheerenden 30-jährigen Krieg und war so nur allzu bekannt mit den Problemen, die durch Wölfe verursacht in jene Zeit verursacht wurden. (siehe Zitat von Grzimek’s Enzyklopädie unten).

Flemmings Bericht über den Wolf ist sachlich und auf den Punkt gebracht. Er betrachtet Wölfe als von Gott gesendete Strafe. Wie er das für die Hirschart tut, gibt er einen guten Rückblick auf die Wolfsbiologie und fährt fort, kurz die ernsthaften Probleme zu beschreiben, die Wölfe verursachen, die Tatsache, dass in Kriegszeiten, wenn die Wölfe wenig verfolgt werden, sie besonders gefährlich sind, dass Wölfe Armeen folgen, dass die Zähmung und Haltung von Wölfen zu solchen Viehverlusten durch sie führt, dass Wölfe gefährlich für Kinder sind, dass Menschen fressende Wölfe oft alt sind, dass ein starker Mann effektiven Widerstand gegenüber einem Wolf leisten kann, dass Wölfe scheu sind und dass sie eingeschüchtert werden können durch einen tapferen Mann, aber auch dass einige Menschen starben einige Zeit, nachdem sie von Wölfen gebissen worden waren. Außer der Biologie illustriert er so den Wolf im Detail als ein gefährliches Tier. Als Folge davon räumte er den Mitteln und Wegen über die Kontrolle des Wolfsbestandes viel Platz ein.

Ist von Flemming zu trauen?

Was für eine Motivation könnte er gehabt haben, seinen Souverän so genau über die Lebensgeschichte aller Arten von Wildlife und ihre Beziehung zum Menschen zu informieren, und ihn dann über Wölfe falsch zu informieren?
Wie könnte er es wagen, seinen umfassenden Bericht über die sehr teuren und Zeit konsumierenden Mittel der Wolfskontrolle auf einer Lüge aufzubauen?

Die Kontrolle von Wölfen in Flemmings Tagen war eine riesige, intensive Operation, die viel Geld und Menschenkraft erforderte, die Meilen von Netze legen erforderte, besondere Transportmittel dafür, große Trockenscheunen für die Aufbewahrung und das Trocknen der Netze. Es erforderte ganze Dörfer, die unter Androhung von Strafe verpflichtet wurden, den Transport durchzuführen, um die Wölfe zu fangen. Das zerschlug ökonomische Tätigkeiten und reduzierte Steuern. Wie könnte man sich solches leisten, indem man es auf eine Lüge über Wölfe basiert?

Wie könnte Flemming mit einer Lüge von solcher Bedeutung davon gekommen sein? Wären Wölfe harmlos gewesen, würde es bekannt gewesen sein, und auch der Kaiser hätte gut Bescheid gewusst, der über seine Schätze wachte und der von Informanten umgeben war.

Der Adel war damals sehr angetan vom Widlife, und seine professionellen Förster waren damals exzellente Wildlife-Manager, wie wir auch erfahren von den damaligen Rotwildgeweihen, die immer noch von den Schlosswänden hängen, und den detaillierten Berichten, die in Jagdberichten erhalten sind. Flemmings Enzyklopädie enthüllt ein erstaunlich verständliches Grundlagenwissen von sehr praktischer Art über das ganze Wildlife. Diese Leute wussten nur allzu gut, warum der Wolf für die dörflichen Leibeigenen die Verkörperung von Terror war, Grzimeks Enzyklopädie sagt es so: „Da ein Einbruch durch Wölfe in einen Viehstall eine ökonomische Katastrophe für die Besitzer bedeuten könnte, die dann nicht mehr ihren Zehnten bezahlen könnten oder ihre notwendigen Wintervorräte (von Fleisch) für das Salzen. Nach dem 30-jährigen Krieg haben sich die Wölfe stark vermehrt und oft neue Ansiedlungen verhindert“ (LXXXI). Wir finden fast die gleichen Bedingungen, wenn wir die Wölfe in Russland überblicken (LXXXII).

Flemmings Erfahrungen waren das Herzstück der Märchen der Gebrüder Grimm, einschließlich des Rotkäppchens. Das berühmte Märchen basierte so auf sehr realen Begebenheiten und war kein Fall von ignorantem Aberglauben. Es diente als eine lebhafte Warnung für Eltern und Kinder, nicht Wälder zu betreten, da es dort Wölfe gab, und sich vor solchen in Acht zu nehmen. Menschen tötende Wölfe waren eine reale Gefahr, und die damalige Gesellschaft tat, was sie konnte, um die Gefahr klein zu halten, obwohl die Wolfskontrolle sehr kostspielig war und oft nur wenig Erfolg hatte. Sogar damals war es bekannt, dass Wölfe in der Wildnis gedeihen, und als Folge davon man durch die Zerstörung der Wildnis, indem man sie in Wiesen, kultivierte Felder, Obstgärten, Städte und Dörfer umwandelte, den Wolf seines Lebensraumes beraubte. Wölfe und Wildnis wurden beide in jenem Gebiet und jener Zeitspanne als Feinde der Menschheit behandelt.

Strychnin wurde kurz nach Flemming entwickelt und führte zu einem starken Fall der Wolfsbestände bis zur Zeit der französischen Revolution. Napoleons besiegte Armee, die von Moskau zurück marschierte, hatte Wölfe im Gefolge, was die Wolfsplage wiederum bis 1850 aufkommen ließ. Wölfe waren in West- und Zentraleuropa bis ungefähr zum Ersten Weltkrieg zum großen Teil ausgestorben. Jedoch als Wölfe im 19. Jahrhundert in Deutschland weit verbreitet waren, setzten sie das Töten von Menschen fort. So berichtete 1820 der Großherzog von Posen in Preußen, dass 19 Erwachsene und Kinder von Wölfen getötet worden waren (LXXXIII). Wenn man versucht, alles als die Attacken von tollwütigen Wölfen zu erklären (LXXXIC), bedeutet das immer noch, dass die Präsenz von Wölfen sehr gefährlich ist, falls die Tollwut einheimisch ist. Falls nur tollwütige Wölfe gefährlich gewesen wären, hätte Flemming nicht wissen können, dass Wölfe besonders gefährlich werden, wenn sie erst einmal menschliches Fleisch geschmeckt hätten, oder dass ein attackierender Wolf eingeschüchtert werden könnte oder dass Wölfe Kinder auswählten. Tollwütige Wölfe beißen willkürlich, fressen ihre Opfer nicht und können nicht eingeschüchtert werden.

Flemmings enzyklopädische Abhandlung von Wölfen tut viel mehr, als die Gültigkeit des Rotkäppchen-Märchens zu bewahrheiten. Es setzt ein Muster von Erwartungen, wenn man andere Autoren betrachtet, die über Wölfe schreiben. Brehms Tierleben, eine populäre enzyklopädische Abhandlung von Tieren, zeichnet fast 200 Jahre später ein Bild, das dem Flemmings ähnlich ist, und zitiert Statistiken über Menschen, die von Wölfen getötet worden sind. Die englische Version von Grzimeks Enzyklopädie von 1975 anerkennt die europäische historische Vergangenheit, aber hebt hervor, dass „in Nordamerika Wolfsforscher, Wanderer und Camper haben nichts zu fürchten vor Wölfen“. Die Autoren benutzen hier ebenso als ihre Grundlage den gründlichen Überblick von Dr. Doug Clarke, ehemaliger Chief oft he Fish and Wildlife Branch, Ontario Department of Lands and Forests, welcher auch von Pimlott benutzt wurde. Clark stand Berichten von Wolfsattacken skeptisch gegenüber, weil seine Erfahrungen genau wie meine in der kanadischen kontinentalen Wildnis waren, nämlich die von sehr scheuen Wölfen.

Jedoch lange vor dem Rotkäppchen-Märchen hatten die Wölfe furchteinflößende Rollen in der nordischen Mythologie (LXXXV). In vorchristlichen germanischen Konzeptionen über Götter und deren Schicksal war Fenrir, ein gigantischer Wolf, vorherbestimmt, den mächtigsten der Götter, Odin, während des Kataklysmus Ragnarök zu töten. Es spielte keine Rolle, dass die Wölfe Fenrir und Geri von Odin erschaffen und genährt wurden, und seine engen Gefährten durch und durch waren. Der Schwindler Loki wurde durch die Götter bestraft für den Mord an einem von ihnen, Balder, indem er eines von Lokis Kindern, Vali, in einen Wolf verwandelte, der dann seinen Bruder Nafi tötete, dessen Eingeweide wiederum benutzt wurden, um Loki an einen Felsen zu binden und ihn zu bestrafen bis Ragnarök (LXXXVI). Es scheint, dass sogar die Menschen der Antike wussten, dass sich die Wölfe gegen ihre Eltern und Geschwister wenden und sie töten konnten. Dies jedoch kann in Gegensatz gestellt werden zu dem antiken Image von wilden Kindern, die von Wölfen aufgezogen wurden, wie Romulus und Remus in der römischen Sage, oder Rudyard Kiplings Mowgli in moderner Fiktion. Jedoch sogar hier handeln die „Wolfskinder“ ihrem Rang entsprechend vernünftig, wie Wölfe, da Romulus über seinen Bruder Remus dominiert und ihn tötet.

Russische, finnische, indische, koreanische und andere Wölfe
Die meisten Berichte über Probleme mit Wölfen kommen aus Russland und Finnland. Jedoch waren die Sprachbarrieren gewaltig. Die relevanten Bücher von Bibikov und Pavlov sind immer noch nicht vollständig ins Englische übersetzt, und der Wolfsabschnitt in dem Buch Mammals of the USSR war erst 1998 in Englisch verfügbar. Ein Buchmanuskript von dem amerikanischen Sprachwissenschaftler Will Graves kam in meine Hände. Graves begann nach seiner Übersiedlung nach Moskau, über Wölfe zu lesen, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern. Ein Jäger und Outdoorman, der er ist, wurde er sich schnell bewusst, dass die russische Literatur über Wölfe große Unterschiede aufweist zu der modernen in Nordamerika. Er war befugt zu reisen, und er traf sich mit russischen Wissenschaftler, die Wölfe studieren, Bivkov und Pavlov eingeschlossen, er traf sich mit Herausgebern von Wildlife-Publikationen, Buchautoren, aber ebenso mit Jägern und Hütern auf dem Feld, einschließlich mit Überlebenden von Wolfsattacken, und er unterhielt sich mit ihnen. Ein wichtiges Ergebnis dabei war, dass es fünf Höhepunkte von hohem Wolfsaufkommen in Russland in den letzten 150 Jahren gab. Jedem Höhepunkt folgten Bemühungen der Regierung, die Wölfe zu reduzieren, und jedem Tief folgte die Nachlässigkeit, bis die Wolfszahl wieder bis zu einem unakzeptablen Bestand anstieg. Er konnte keinen Markt für sein Manuskript finden, der sich mit Wölfen in der russischen Kultur beschäftigt, einschließlich einer reichen Sammlung von Sprichwörtern. Ich fand das Buch wertvoll, und nachdem es redigiert wurde, wurde das Manuskript akzeptiert und veröffentlicht von einem kanadischen akademischen Verleger (2007, Russian Wolves. Anxiety through the Ages – Russische Wölfe. Angst durch die Jahrhunderte – Detselig, Calgary. Pavlovs übersetztes Kapitel 12 ist Anhang A in diesem Buch (LXXXVII) und ist Anhang A in diesem Bericht).

Das wichtige Material aus Finnland wurde verfügbar in Englisch durch die Bemühungen von Magnus Hagelstam, da die gegenwärtige Rückkehr der Wölfe nach Finnland alte, aber gut begründete Besorgnisse weckte. Aber das wichtigste ist, dass ausgebildete Historiker die historischen Tötungen von Kindern durch Wölfe untersuchten und solche Berichte für berechtigt halten. Ich habe Korrespondenz und Aussagen dazu diesem Bericht beigefügt (siehe Anhang G (LXXXVII)).

Auch indische Wissenschaftler beschäftigten sich mit dem Problem der Kindestötungen durch Wölfe, ein Problem von einiger Wichtigkeit (LXXXIX).

Zusammen gesehen folgt das massive Material, das sich mit der Tötung von Menschen durch Wölfe in Russland, Finnland, Indien und anderswo (XC) beschäftigt, dem gleichen Muster wie in den deutschen historischen Berichten von Flemming. Ich konnte meine persönlichen Erfahrungen mit „sich schlecht verhaltenden“ Wölfen auf Vancouver Island dem gegenüber stellen (XCI) genauso gut wie laufende Berichte, die ich über Wolfsvorfälle in Gebieten erhalte, wo die Wölfe geschützt sind und sich ausbreiten, nämlich in den Vereinigten Staaten (Yellowstone und New Mexico) (XCII), in Schweden, Finnland und erst kürzlich in Ostdeutschland. Und dann gibt es letzte Berichte von Wolfsattacken in Kanada und Alaska (XCIII). Dazu können wir hinzufügen, was einige Einheimische über Wölfe verstehen (XCIV, XCV). Zusammengefasst erlaubt uns dieses Material genauso wie spezielle Studien über Tierverhalten (XCVI) präzise die Bedingungen zu bestimmen, wenn freie Wölfe gefährlich für Menschen sind, genauso wenn freie Wölfe äußerst harmlos sind. Da gibt es keinen Disput über die Tatsache, dass gefangene Wolfsrudel oder Wolfshybriden gefährlich sein können (CXVII).

De koreanische Erfahrung wird von Robert Neff in einem Artikel Devils in the Darkness (Teufel in der Dunkelheit) wiedergegeben, der im Juni 2007 veröffentlicht wurde. Er gibt furchterregende Statistiken und zeigt, dass Wölfe gefährlich werden unter Bedingungen der Hilflosigkeit der dörflichen Bevölkerung (XCVIII). Ich habe über ähnliche Angelegenheiten betreffs Wölfe in Afghanistan, der Türkei und im Iran in verschiedenen Kommentaren berichtet.

Unter welchen Umständen sind Wölfe nicht gefährlich für Menschen?
Wölfe sind nicht gefährlich, wenn sie satt sind aufgrund erfolgreicher Beutejagd auf reichlich vorhandenes Wild, wo sie entweder wenig Kontakt mit Menschen haben oder wo sie gejagt werden. Das ist kein neues Ergebnis (XCIX). Jedoch können lernen, wie man Jäger vermeidet und trotzdem darauf bestehen, Vieh zu attackieren. Wölfe können auch weniger gefährlich für Menschen sein, wo es ein ausreichendes Gebiet ohne weiteres verfügbares Nutzviehes gibt (C).
Deshalb braucht man, um die Gefahr für Menschen zu verringern, (1) ein niedriges Verhältnis der Wölfe zur Beute und (2) einen gelegentlichen, seltenen Besuch von Menschen oder (3) ein selbstbewusstes, furchtloses und sogar arrogantes Verhalten von Personen, die in Gebiete von Wölfen reisen. Solch eine selbstbewusste, furchtlose Art des Laufens und Handelns ist verbunden mit dem Tragen von Waffen. Wenn wir bewaffnet sind, senden wir eine Nachricht von Selbstvertrauen und Mut durch unsere bloße Bewegung. Und das schüchtert alle großen Säugetiere ein, mit denen ich gearbeitet habe in meinen Studien im Gelände als ein Ethologist. Es ist nicht der Akt des Jagens oder Schießens, der Wölfe oder andere Raubtiere misstrauisch werden lässt, sondern die selbstbewusste, selbstsichere Art und Weise von bewaffneten Personen. Gesunde Wölfe in der Wildnis sind unter diesen Umständen so scheu und misstrauisch, dass sie nicht verwundbar sind durch reguläre Jagdmethoden, besonders durch das sich Heranpirschen. Es mag gegen den Instinkt sein, aber ineffektives Jagen ist ein exzellenter Schutz der großen Fleischfresser.
Was vermieden werden muss in der Präsenz von Wölfen ist Wegrennen, Stolpern, Humpeln und sonst welche Zeichen der Schwäche, die verbunden werden können mit Krankheit oder Erschöpfung. Augenkontakt und dessen Aufrechterhalten ist wesentlich (CI).

Wir können vermuten, dass die Ursache, warum gesunde freie Wölfe, die sich an eingeborener Beute gütlich tun, eine geringe Gefahr, wenn überhaupt, für Menschen darstellen, denn erwachsene Wölfe leben in einem festen Gitter von verflochtenen Instinkten und wie mit einem Stempel aufgedrucktem Lernen. Sie werden handeln nach dem Diktat dieser Instinkte und des Lernens, und sie werden eine potentielle Beute nicht attackieren, die nicht zu dem passt, was sie während ihrer langen Ontogenese gelernt haben. Neue Beute zu attackieren erfordert das abzubauen, was sie gelernt hatten, und einen langsamen Prozess von Wiederlernen, begleitet vom Lernen durch Beobachtung über die neue Beute und ein sehr vorsichtiges Annähern an die Attacke. Wölfe können nicht riskieren, mutig zu sein, da sie Verletzungen riskieren, wenn sie eine unbekannte Beute attackieren. Je größer die Diskrepanz in Erscheinung, Geräusch und Geruch der neuen Beute zwischen dem, was Wölfe in ihrer Jugend gelernt haben und worauf sie treffen, desto größer ist der Widerstand, solch eine neue Beute zu erkunden. Und jener Widerstand wächst, sollte die neue Beute mutig handeln, selbstbewusst und furchtlos. Trotzdem werden Wölfe Menschen erkunden als alternative Beute, sogar wenn es keinen Mangel an Fressen gibt, falls sie kontinuierlich in engen Kontakt mit Menschen kommen und sich an sie gewöhnen. Es kann nicht genug hervorgehoben werden, dass die Gewöhnung ein Sprungbrett in Richtung völliger Erkundung des Menschen als Beute ist. Gewöhnte Wölfe werden schließlich als nächsten Schritt in der Erkundung angreifen, um das Unbekannte bekannt zu machen. Das ist ein Prinzip von Erkundungsverhalten, das für alle Tiere zutrifft, nicht nur für Wölfe.

Unter welchen Bedingungen sind Wölfe höchst gefährlich für Menschen?
Wölfe werden gefährlich, wenn sie kein Futter mehr haben, sei es durch Verschwinden der Beute oder durch Schwierigkeiten bei der Jagd auf Grund des Alters oder der Jugend, wenn sie allein sind und einen niedrigen sozialen Rang einnehmen, wenn sie krank sind oder verletzt worden sind durch einen Jäger oder wenn sie auf einen Schrei eines verletzten Mitgliedes des Rudels reagieren und attackieren oder wenn sie aus Versehen den Menschen als Beute ansehen. Satte Wölfe können gefährlich werden, aber unter Bedingungen, wo sie eine reiche Futtermöglichkeit ausnutzen, die sie ständig in engen Kontakt mit Menschen bringt. Das kann auf Abfallhalden oder auf Campingplätzen passieren, jedoch ist eine notwendige Bedingung für Attacken der de facto oder de jure Schutz von Wölfen. Wenn diese Bedingungen aufeinander treffen, beginnen Wölfe Menschen als alternative Beute zu erkunden.

Wie erkunden die Wölfe alternative Beute?
Ein kurzer Blick in die Theorie ist erforderlich. Alle Organismen ohne Ausnahme handeln so, als würden sie in vorhersehbaren Umgebungen und Umständen leben. Vorhersehbarkeit ist hier der Schlüssel! Der Hauptgrund dafür ist, dass unter den meisten Bedingungen Energie und Nährstoffe für die Erhaltung, geschweige denn für die Reproduktion schwierig zu beschaffen sind und werden verdaut, umgesetzt in Wachstum oder wirken ziemlich ineffektiv. Der billigste Weg zu leben, darunter versteht man die Art und Weise, dass der Organismus genug Energie und Nährstoffe für die Reproduktion beiseitelegt und als Vorrat anlegt, ist unter äußerst vorhersehbaren Umständen zu leben. Um die Umgebung vorhersehbar zu machen, haben die Organismen Mechanismen der Erkundung, und die Art und Weise, Unbekanntes bekannt zu machen, ist bemerkenswert ähnlich, seien die Organismen Mäuse, Schafe, wölfe oder Menschen. Es ist ein Prozess von wenigen Ausflügen ins Unbekannte, gefolgt von einem schnellen Rückzug ins Bekannte, in dem die Tiere meistens verweilen, bis sie ihren „Mut“ zusammennehmen, um ein bisschen mehr Erkundung zu wagen. Die Art und Weise, wie der Wolf erkundet und bekannt wird mit neuer Beute, ist zufällig sehr langsam und erfolgt in Schritten über eine lange Zeit, da der Wolf von Natur aus – und er muss es sein – äußerst scheu ist. Wenn der Wolf eine unbekannte Beute vor sich sieht, ist seine letzte Entdeckung die Attacke (CII),

 

Da gibt es sieben Phasen, die auf eine Attacke von Wölfen auf Menschen führen

 

  1. Innerhalb des Gebietes des Wolfsrudels wird die Beute knapp, nicht nur wegen gesteigerter Beutezüge auf einheimische Beutetiere, sondern auch wegen Beute, die ihre Heimatbereiche in großen Massen verlässt, was zu einem praktischen Fehlen von Beute führt.

Oder die Wölfe suchen mehr und mehr Abfallhalden in der Nacht auf. Wir beobachteten letzteres im Sommer und Herbst 1999. Hirsche verließen die Wiesengebiete, die von Wölfen eingenommen wurden, und betraten mutig Vororte und Farmen, wo sie – zum ersten Mal – viel Schaden in den Gärten anrichteten, schliefen in der Nacht in der Nähe von Scheunen und Häusern, was sie in den vorherigen vier Jahren nicht getan hatten. Die Überwinterungsgebiete der Trompeterschwäne, Kanadas Gänsen und verschiedener Entenarten wurden verlassen. Die sichtbare Abwesenheit von Waldlife in der Landschaft war bemerkenswert.

  1. Wölfe auf der Suche nach Nahrung begannen, sich menschlichen Siedlungen zu nähern – in der Nacht! Ihre Gegenwart wurde angekündigt durch häufiges und lautes Bellen der Farmhunde. Ein Rudel von Schafshütehunden rannte jeden Abend raus, um dem Wolfsrudel entgegen zu treten, was in ausgedehnten Bellduellen in der Nacht mündete. Die Wölfe hörte man sogar tagsüber heulen.
  2. Die Wölfe erscheinen bei Tageslicht und beobachten in einiger Distanz die Menschen, wie sie ihre Arbeit verrichten. Wölfe sind glänzende Lerner durch enge ständige Beobachtung. Sie nähern sich Gebäuden bei Tageslicht.
  3. Kleinvieh und Haustiere werden in der Nähe von Gebäuden sogar tagsüber attackiert. Die Wölfe sind deutlich mutiger in ihren Aktionen. Mit Vorliebe picken sie sich Hunde aus und folgen diesen bis in die Verandas. Die Menschen, die mit Hunden draußen sind, finden sich wieder, indem sie ihre Hunde gegen einen Wolf oder mehrere verteidigen. Solche Attacken sind immer noch zögerlich, und die Menschen retten einige Hunde. In dieser Phase sind Menschen nicht im Fokus der Wölfe, aber sie attackieren Haustiere und Vieh mit Entschiedenheit. Jedoch können sie auch Menschen bedrohen, indem sie ihre Zähne zeigen und knurren, wenn diese ihre Hunde verteidigen, oder wenn sie sich in der Nähe einer läufigen Hündin oder in der Nähe eines getöteten Tieres oder Aases zeigen, das von Wölfen verteidigt wird. Die Wölfe richten sich immer noch ihr Territorium ein.
  4. Die Wölfe erkunden Großvieh, was zu abgebissenen Schwänzen, zu zerfetzten Ohren und Sprunggelenken führt. Das Vieh mag durch Zäune durchbrechen, wenn es die Sicherheit der Ställe erreichen will. Die ersten ernsthaft verwundeten Viehbestände werden gefunden. Sie tendieren dazu, ernsthafte Verletzungen am Euter, in der Leistengegend und an den Geschlechtsorganen zu haben, und müssen getötet werden. Die Aktionen der Wölfe werden immer dreister, und die Herden können auch nahe der Häuser und Scheunen getötet werden, wo sie versucht hatten, Schutz zu finden. Die Wölfe können Reitern folgen und sie einkreisen. Sie können auf Verandas steigen und in die Fenster schauen.
  5. Wölfe richten ihre Aufmerksamkeit auf Menschen und nähern sich so nah, anfangs bloß, um sie aus der Nähe für mehrere Minuten zu untersuchen. Das bedeutet ein Wechsel vom Abstecken des Territoriums zum Zielen auf Menschen als Beute. Die Wölfe können zögernde, fast spielerische Attacken machen, indem sie beißen und an der Kleidung ziehen, an den Gliedern und am Körper zwicken. Sie ziehen sich zurück, wenn sie konfrontiert werden. Sie verteidigen getötete Beute, indem sie sich den Menschen zuwenden und sie anknurren und anbellen aus einer Entfernung von 10 bis 20 Schritten.
  6. Wölfe attackieren Menschen. Diese anfänglichen Attacken sind ungeschickt, da die Wölfe noch nicht gelernt haben, wie man die neue Beute effizient niederstreckt. Die Menschen können oft wegen dieser Ungeschicktheit der Attacken entkommen. Ein erwachsener mutiger Mann kann einen attackierenden Wolf schlagen oder erwürgen. Jedoch gegen ein Wolfsrudel gibt es keine Abwehr, und sogar zwei fähige und bewaffnete Männer können getötet werden. Wölfe als Rudeljäger können so fähige Raubtiere sein, dass sie Schwarzbären, sogar Grislybären niederstrecken (CIV). Wölfe können ihre getötete Beute verteidigen.

 

Die Attacken mögen nicht durch Raubzug motiviert sein, sondern können eine Angelegenheit von detaillierterer Erkundung sein, nicht motiviert vom Hunger. Das erklärt, warum Wölfe gelegentlich lebende, sich wehrende Kinder wegtragen, warum sie nicht unbedingt ihren Hunger stillen an den Menschen, die sie getötet haben, sondern sie aufgeben, genauso wie sie es getöteten Füchsen machen, und sie nur verlassen, auch warum Verletzungen an einer attackierten Person manchmal überraschend leicht ist, wenn man die Stärke eines Wolfskiefers betrachtet und seine potentielle Scherenkraft (CV).

 

Nordamerikanische Studenten der Wolfsbiologie haben keine Mittel, Wolfsattacken auf Menschen vorherzusehen aber Studenten der Kojotenbiologie habe sie!
Ein gleiches vorhersehbares Vorgehen, wie oben beschrieben, ist, unabhängig, beschrieben worden für städtische Kojoten in Kalifornien, die in Attacken auf Kinder verwickelt waren (CVI).

Es ist ein Muster, in welchem die Kojoten ihre Scheu verlieren und immer mutiger werden und Haustiere töten, bis sie schließlich auf Kinder in Stadtgebieten zielen und diese attackieren. Wölfe folgen den gleichen Grundmustern wie Kojoten, indem sie ihre Absicht, Menschen zu attackieren, signalisieren lange, bevor es passiert.

Das bedeutet, Wölfe und Kojoten gehen durch ein wiederholtes und vorhersehbares Verhalten vor einer Attacke.

Es ist sich sehr ähnlich, da beide Arten die gleiche Art und Weise der Erkundung haben, indem sie das Unbekannte bekannt machen.

Nordamerikas Fachkenntnis in Wolfsattacken auf Menschen ist nicht nur gering, sondern die Experten sind in einem Zustand der Leugnung. Sie haben eine Sage geschaffen von einem harmlosen Wolf, der keine Menschen verletzt, und sie betrachten das Rotkäppchen-Märchen als Mythos und Aberglaube. Sind etwa Attacken von städtischen Kojoten auf Kinder bloßer Mythos und Aberglaube?

 

Untersuchungen und andere Interaktionen


Das obige behandelt Wolf-Menschen-Interaktionen nicht erschöpfend.

Wölfe und Kojoten können ehrliche Fehler machen, z.B. lief ich an meinem frühen Dezemberabend 1965 über einen gefrorenen See, schneebedeckt, und zog hinter mir mühselig den gehäuteten Kadaver eines Bergschafes her, als ich hochblickte, sah ich drei Wölfe. Zwei begannen, mich in einem weiten Bogen zu umkreisen. Der dritte rannte geradewegs auf mich zu. Ich folgte ihm mit dem Rohr meines Gewehres, als er sich abwandte, um mich in ca. 15 Schritten Entfernung zu umkreisen.

Mit ein paar Sprüngen rannte er in meine Fährte. Der Wolf versuchte anzuhalten, fiel rückwärts um, versuchte, wieder auf seine Beine zu kommen, und rannte so schnell er konnte weg.

Das war ein klarer Fall von falsch eingeschätzter Identität.

Eines Abends im November pirschte ich langsam durch einen Espensteilhang im tiefen Pulverschnee auf dem Wainwright-Militärgelände in Alberta und hielt Ausschau nach Weißschwanzhirschen. Meine Pirsch glich im Wesentlichen in ihrem Muster einem ruhig äsenden Hirsch. Plötzlich gab es eine große Schneewolke und einen Tumult vor mir, und ich war innerhalb von Sekunden von drei Kojoten umgeben. Diese starrten mich an, als würden sie bis drei zählen, und rannten dann in drei Richtungen, so schnell sie konnten.

Verwechselte Identität. Jäger, die Elche jagten, hatten Annäherungen von Wölfen, die sehr nah an sie heransprangen. Mir wurde erzählt, dass in verschiedenen solchen Vorfällen der erschreckte Jäger den Wolf erschossen hat. Einer tat es nicht und sah überrascht, wie der Wolf sich neben ihm hinlegte und leise heulte. Ein zweiter Wolf kam, und beide beobachteten den Jäger aus der Nähe, bevor sie sich abwandten und fortliefen.

In zwei Fällen, so wurde mir erzählt, sahen die Wölfe, ohne provoziert worden zu sein, einen Jäger, rannten plötzlich auf ihn zu und wurden aus kurzer Distanz erschossen.

Verwundete Wölfe können den Jäger angreifen, wie ich bestätigen kann.

Auch ein Wolfsrudel kann den Jäger angreifen, wenn es den Schrei eines getroffenen Wolfes hört. Einige Wölfe sind ohne weiteres an Futter gewöhnt. Einzelne Wölfe ohne Rudel können ziemlich zahm werden und Menschen tolerieren, während sie sehr stark versuchen, Verbindungen mit Hunden zu knüpfen.

Ich beobachtete solch einen Fall mit dem letzten Überlebenden eines sich schlecht verhaltenen Rudels, das von einem Beamten des Umweltschutzes vernichtet oder von Farmern und Jägern erschossen worden war.

Ich beobachtete diesen einsamen männlichen Wolf, wie er sich erfolgreich verbündete mit einer Meute Hütehunde für Schafe, dem sein Rudel vorher gegenübergestanden hatte. Dieser Wolf wurde ein paar Monate (am 12. März 2003) getötet, als er innerhalb der Hundemeute saß.

Die Possen eines einsamen Wolfes in der Nähe von Juneau in Alaska, der sich kleine Hunde herauspickte und sie wegtrug und sich Menschen mit Hunden näherte, ist wahrscheinlich auch solch ein Fall, wo ein sehr einsamer Wolf versucht, sich einer Gesellschaft anzuschließen (CVII).

Obwohl Wölfe durch ihren Instinkt „fest verdrahtet“ und ihr wie mit einem Stempel aufgedruckten Lernen während ihrer langen Ontogonie, haben sie ihren Trieb bewahrt, Neues zu erkunden. Obwohl sie äußerst scheu sind vor Menschen, folgten Wölfe oft meinen Spuren im Schnee, gelegentlich bis zu meiner Hütte.

Ich konnte sehen, wo sie im Schnee neben meiner Hütte gesessen hatten, wahrscheinlich um zu hören, was drinnen vor sich ging.

Grislybären taten das gleiche. Frühe Erkunder der Prärien berichteten, dass Wölfe, die vorher keine Erfahrungen mit Europäern gehabt hatten, sich ihnen näherten, um zu beobachten und Sachen aus dem Camp zu stehlen.

Wir verstehen jetzt, dass da wenig Gefahr für die Menschen bestand, da diese Wölfe noch unter Bann ihrer „fest verdrahteten“ Prägung agierten, die Zeit brauchten abgebaut und neu angepasst zu werden an neue Beute. Jedoch ist diese hartnäckige, jedoch zögernde Untersuchung wesentlich für Wölfe, damit sie sicher ihre Vorteile von Futtermöglichkeiten nutzen können, falls diese sich ergeben.

Es ist ein universeller Trieb in Tieren.

Falls man „fest verdrahtet“ in Verbindung bringt mit dem Erfolg der Wolfsrudel, Beute zu erlegen, die so gefährlich wie Schwarzbären und Grislybären ist, ganz zu schweigen von glücklosen Menschen, wie kann man dann erwarten, dass Wölfe „gehalten werden können in vielseitig genutzten Landschaften, die Häuser, Farmen, Dörfer und Städte umgeben“?

 

 

Übliche Trugschlüsse


Der Bericht von Linnell und anderen von 2002 mit dem Titel The Fear of Wolves (Die Furcht vor Wölfen) vom Norwegian Insttitutt for naturforskning oder NINA (Norwegischen Institut für Naturforschung) ist ein sehr interessantes Dokument.

Es gibt einige gute Empfehlungen, aber in seinen Versuchen, die Furcht des Lesers zu beschwichtigen, erklärt es im Wesentlichen, dass Attacken von Wölfen in der Tat sehr selten sind. Das bedeutet, der Leser sollte im Glauben gelassen werden, dass es wenig, falls überhaupt, zu fürchten gibt vor Wölfen. Das ist der Irrtum von falsch eingeschätzter Wahrscheinlichkeit, wie ich früher aufgezeigt habe. Der richtige Weg, den Leser zu informieren, würde darin bestehen aufzuzeigen, dass, wenn die Bedingungen a, b, c, d und e erfüllt sind, die Chancen einer Wolfsattacke auf Menschen gering sind. Umgekehrt, wenn die Bedingungen f, g, h, l, k und j gegeben sind, sind Attacken von Wölfen auf Menschen sicher – und lasst dann den Leser entscheiden.

Deshalb, auch auf die Gefahr hin, es schon allzu oft gesagt zu haben, die Chancen auf Attacken auf Menschen sind praktisch Null, wenn folgende Bedingungen bestehen:


a) Wölfe sind abwesend oder sehr selten – wie es in Nordamerika während eines großen Teiles des 20. Jahrhunderts war.
b) Wölfe werden andauernd gejagt, was uns durch reichliche Erfahrung und Verhaltensanalysen glauben lässt, dass es sie menschenscheu werden lässt und zweitens krank – aber besonders – wenn gewöhnte Wölfe beständig vertrieben werden.
c) Wölfe haben einen Überfluss an unterschiedlicher natürlicher Beute, und es gibt keine Chance von Gewöhnung an reiche Futterquellen, die von Menschen verursacht wurden, wie z.B. Küchenabfälle in offenen Abfallhaufen oder auf Campingplätzen, wo die Wölfe füttern.
d) Wo Wölfe Zugang zu reichlich Vieh und Haustieren haben, nachdem sich die natürliche Beute stark verringert hat.
e) Wenn es keine Möglichkeit gibt, dass die Wölfe tollwütig werden, weil Tollwut keine allgemein im Land verbreitete Krankheit ist, und wo Wölfe wenig Gelegenheit haben, sich mit Hunden zu kreuzen.
f) Wo Wildlife-Manager, Tierwärter und Parkwächter sich der Bedingungen bewusst sind, Wolfsattacken niedrig zu halten, aktiv für solche Bedingungen arbeiten und die betroffenen Menschen warnen, achtsam mit den Signalen der Gefahren umzugehen.
g) Wo Personen Wölfe begegnen und dabei vermeiden, Zeichen der Schwäche, Furcht, Krankheit zu zeigen, sondern mutig handeln, ruhig und resolut, wenn sie Wölfen entgegen treten. Ziehe dich zurück, indem du den Wölfen ins Gesicht blickst und wende ihnen nicht den Rücken zu.
Im Gegensatz dazu sind die Chancen von Wolfsattacken sehr hoch oder beinahe sicher, wenn folgende Bedingungen eintreten:
h) Wölfe sind sehr reichlich vorhanden,
i) Wölfe werden de facto oder de jure geschützt und erleben die Menschen nicht als Jäger,
j) Die Zahl der natürlichen Beutetiere geht in großer Anzahl und Vielfalt zurück,
k) Wo sie die Möglichkeit haben, sich regulär an reichen Futterquellen gütig zu tun, wie z.B. Abfallhaufen voller Küchenabfälle oder leicht gejagte Alternativen zur natürlichen Beute, z.B. Haustiere und Nutzvieh,
l) Wo die Zahl des Nutzviehs knapp ist, und die Wölfe nicht für längere Zeit davon existieren können (CVIII),
m) Wo „Experten“ die Menschen informieren, dass Wölfe harmlos seien und keine Gefahr darstellten, und sie so in falscher Sicherheit eingelullt werden
n) Wo Wölfe ermutigt werden, menschliche Siedlungen aufzusuchen, sich Menschen nähern, um sie in Ruhe zu beobachten und davonkommen, nachdem sie Haustiere und Vieh verstümmelt oder getötet haben
o) Wo Wölfe nach einer Attacke nicht abgeschreckt und nur zeitweise davon abgebracht werden, während das Opfer kritisiert und ihm die Schuld gegeben wird und das schlechte Verhalten der Wölfe erklärt wird mit einer „wissenschaftlichen“ Art und Weise
p) Wo die Personen, die auf Wölfe treffen, wegrennen, wegschauen, ihren Rücken zuwenden, Zeichen der Furcht, körperliche Unsicherheit oder Krankheit zeigen

Unter den obigen Bedingungen sind die Chancen auf eine tödliche Wolfsattacke auf Menschen praktisch unvermeidbar!
Ein zweiter, sogar tödlicher Irrtum ist, sich unkorrekter weise auf das Prestige der Wissenschaft zu berufen, um die Menschen über Wölfe zu beschwichtigen. Dies wurde gemacht, indem man darauf bestand, dass Berichte wie z.B. jener von Linnell und anderer von 2002 „wissenschaftlich“ seien.

Es ist völlig richtig, dass der Bericht von Wissenschaftlern geschrieben wurde, jedoch wird ein Bericht, der von Wissenschaftlern geschrieben ist, nicht automatisch „wissenschaftlich“! Lass es mich so sagen: Nur weil ein Wissenschaftler ein Lied sind, macht es das Lied nicht „wissenschaftlich“!

Die Berichte von Wolfsattacken auf Menschen liegen in der Domäne von Historikern, die die technische Ausbildung und die wissenschaftliche Haltung haben, vernünftige Einschätzungen abzuliefern, nachdem sie solches Material geprüft haben. Ihre Art und Weise des Vorgehens und Schlussfolgerungen zu ziehen unterscheidet sich grundlegend von der von Wissenschaftlern (CIX), und führt trotzdem zu perfekt gültigen Schlussfolgerungen. Siehe z.B. das wundervolle Buch von dem Historiker Frank Gilbert Roe North American Buffalo (1951) (CX). Wissenschaftler können handeln wie intelligente fähige Laien und völlig vernünftige Schlussfolgerungen ziehen, aber es kommt ihnen zu, ihre Grenzen anzuerkennen und nicht das Prestige der Wissenschaft ins Feld zu führen, wenn die Wahrheit nicht garantiert ist.

Ebenso finde ich, wie oben zu erkennen ist, dass der Bericht keine elementare Wissenschaft des Tierverhaltens erkennen lässt, was mich zu einem anderen Trugschluss führt.

 

Der Trugschluss des absurden Guten


Es ist in der Literatur üblich, für die Erhaltung und besonders für die Wiedereinführung von Wölfen zu streiten, zu lesen, dass gesunde wilde Wölfe keine Menschen beißen, das tun tollwütige!

Gib nicht fälschlicherweise den gesunden die Schuld! Sogar, wenn gesunde Wölfe äußerst harmlos wären, was sie nicht sind, wie kann es dann beruhigend sein zu wissen, dass der Biss eines tollwütigen Wolfes nicht die Schuld des Wolfes war, sondern die Schuld des Tollwutvirus!

Ist das Risiko, von einem tollwütigen Wolf gebissen zu werden, eine bessere Bedingung als überhaupt nicht gebissen zu werden?

Falls das Auftauchen von Wölfen – wo vorher keine waren – nur das Risiko steigert, von einem tollwütigen Wolf gebissen zu werden, warum dann überhaupt Wölfe einführen? Tollwut ist eine weit verbreitete Epidemie bei kleinen Fleischfressern und Fledermäusen, welche bei Gelegenheiten auf Wölfe übertagen wird.

Inwieweit ist eine Tollwutepidemie bei Wölfen besser und sozial erstrebenswerter als eine Epidemie von Tollwut ohne Wölfe?

Wie können wir uns damit trösten mit der Tatsache, dass tollwütige Wölfe Menschen beißen, und gesunde tun das nicht?

Ist es nicht besser, von einem gesunden Wolf gebissen zu werden als von einem tollwütigen und am besten von allem, überhaupt nicht gebissen zu werden? Ratio ad absurdum!

Die gleichen Besorgnisse gelten auch für die Zusicherung – falls man es so nennen kann – dass genetisch reine Wölfe nicht gefährlich sind, aber jene, die sich mit Hunden gekreuzt sind.

Da alle Kaniden Hybride sind, geschweige denn Haushunde und Wölfe (CXI), ist nicht der Zustrom von Wölfen ein Weg, zusätzliche Gefahren zu schaffen durch Wolf-Hunde- Kreuzungen?

„Der wundervolle Ökosystem-Trugschluss“: Es wird argumentiert, dass Wölfe nötig sind, um das „Ökosystem“ und die „Funktion des Ökosystems“ wiederherzustellen und dass dies eine sofortig verständliche, äußerst offensichtliche Beziehung ist von nichts anderem als dem höchsten ökologischen und sozialen Wert!

Und sollte einer den geringsten Zweifel haben, dann wird derjenige sofort als „unwissenschaftlich“ und unwissend dargestellt.

Jedoch bitte ich darum zu unterscheiden.

In meiner Karriere als Umweltwissenschaftler habe ich diesen Anspruch öfter gehört, als ich mich zu erinnern wage. Jedoch wenn ich gefragt habe, was das bedeutet, war die Antwort unverändert verwirrend, oder ich habe überhaupt keine Antwort bekommen.

Natürlich gibt es da Wirkungen, grundlegende und zweitrangige von Wölfen, die sich selbst dort ansiedeln, wo sie vorher nicht waren. Jedoch in der Vielfalt eines sich wiederherstellenden Ökosystems müssen die Auswirkungen der Wölfe entgegengesetzt werden den ökologischen Kosten, sowohl was ihren Schutz betrifft wie auch sozial gesehen, und besonders welcher Teil der Gesellschaft diese Kosten zu tragen hat. Ich nehme z.B. an, wenn man das Ökosystem vervollständigt und fehlende Fleischfresser in Kontakt mit Pflanzenfressern bringt, wird das schnell zu einer Wiedereinführung von Krankheiten und Parasiten führen, die vorher fehlten.

Diese Krankheiten und Parasiten erfordern beide, die Pflanzen- wie auch die Fleischfresser, um ihren Lebenszyklus zu vervollständigen. Ist die Ausbreitung von tödlichen Krankheiten mit der Ausbreitung der Wölfe in „vielfältig genutzten Landschaften, die Häuser, Farmen, Dörfer und Städte umgeben“ solch eine offensichtlich wunderbare Idee, dass man nicht widerstehen kann, sie in die Tat umzusetzen und die betroffenen Bürger die Kosten tragen zu lassen?

Und bitte sagt mir das, wo ist das vor der Wiedereinführung der Wölfe in Betracht gezogen worden? Genauso gut berücksichtigt das Versprechen, dass Wölfe und Viehherden vereinbar sind mit Hilfe von Zäunen und Rudeln von Hütehunden, nicht die schädlichen Nebenwirkungen.

Zäune aufstellen, was die Wölfe fernhalten soll, schließt ebenso das ganze Großwild aus, was auch zu einem Verlust des Wohngebietes für die wilde Beute der Wölfe führt. Zweitens erlaubt das Zäune aufstellen den in Rudeln jagenden Kaniden, ihre Beute effektiv gegen die Zäune zu treiben und sie zu töten. Es verstärkt die Jagdeffizienz der Wölfe. Mit der Verringerung der natürlichen Beute und der Unerreichbarkeit des Viehs müssen die Wölfe unausweichlich Menschen als Ziel anpeilen.

Darüber hinaus können Wölfe, die über die Kulturlandschaft verteilt sind, nicht anders, als sich zunehmend mit Hunden zu verbrüdern und zu kreuzen. Das bedeutet, wenn sich Wölfe ausbreiten in „vielfältig genutzten Landschaften, die Häuser, Farmen, Dörfer und Städte umgeben“ kann das zu nichts anderem führen als zur Zerstörung der Wölfe als eine gültige zoologische Form durch Kreuzung.

Ist das ein annehmbares Ziel des Wolfsschutzes?

Der „Trugschluss über des Gleichgewichtes in der Natur“: Wölfe sind erforderlich, um das „Gleichgewicht“ im Ökosystem aufrecht zu erhalten, so dass das Ökosystem selbst regulieren kann. Dieses Argument basiert auf der Unfähigkeit, zwischen negativen und positiven Rückmeldungen zu unterscheiden.

Unsere Körper werden von negativen Rückmeldungen (Feedback)reguliert. Ökosysteme wirken durch positive Rückmeldungen. Das bedeutet, Ökosysteme werden nicht „reguliert“, da das positive Feedback keine Mittel hat, „auf sich selbst zurückzugehen“, wie es das negative Feedback hat. Dein Blutzuckerwert wird „reguliert“ in einer klassischen negativen Feedbackspirale. Bei den Tieren ist das nicht der Fall. Jedoch wachsen sie oder gehen ein, indem sich gegenseitig zerreiben, jede Art ist dabei auf ein positives Feedback ausgerichtet, als ob sie versuchen würden zu wachsen. Das kann zu einer Waffenruhe führen, die oberflächlich gesehen einer „Regulierung“ gleicht, es aber nicht ist.

Die Einführung von Wölfen in diese Diskussion bedeutet so nichts weiter als leere Rhetorik ohne weitere Bedeutung.

Der „Trugschluss über die Wildnis“: Um die Liste der Trugschlüsse abzurunden muss der Trugschluss über die Wildnis kurz abgehandelt werden.

Es ist eine andere nordamerikanische Einführung in die globale Kultur, es basiert auf der konventionellen Weisheit, dass das Amerika vor Kolumbus eine jungfräuliche Wildnis war mit sehr wenigen Eingeborenen, die einen weisen, ökologisch nachhaltigen Lebensstil praktizierten – ein gönnerhaftes Bild von Eingeborenen von noblen Wilden, falls es da überhaupt einen gab.

Die Archäologie lehrt etwas anderes, nämlich dass die amerikanischen Kontinente – so wie alle Kontinente von Menschen bewohnt waren – voll durch hoch entwickelte Kulturen genutzt wurden und durch regional dichte Bevölkerung.

Als die europäischen Krankheiten und der Genozid die eingeborene Bevölkerung schnell verringerte, kam auch noch die schwere Hand des roten Mannes über das Land und führte zu einer Ausbeutung der Wildnis.

Diese Wildnis wurde dann unterworfen, was ungefähr 200 Jahre später durch die noch schwerere Hand des weißen Mannes.

Wildnis im nordamerikanischen Kontext ist ein Kunstprodukt der europäischen Kolonisation.

Da gibt es nicht so ein Ding wie kontinentalgroße Wildnis im Amerika vor Kolumbus.

Sich automatisch auf „Wildniswerte“ zu berufen erinnert sehr stark daran, sich auf „Ökosystemwerte“ zu berufen.

In der Wirklichkeit erfordert dies einige sehr sokratische Fragen und Debatten, ob „Wildnis“ verbreitet werden sollte in „vielseitig genutzten Landschaften, die Häuser, Farmen, Dörfer und Städte umgeben“!

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Wer dem Wilde zugetan, weil er gar nicht anders kann, da er sich mit Herz und Hand liebend der Natur verband, spürt in seiner Seele Grund und seiner Waidmannsehre, dass er ohne guten Hund nur ein halber Jäger wäre.