St. Hubertus

 

 

Es lebte vor zwölfhundert Jahren

Am fränkischen Hof wie es heißt,

in Waffen und Weidwerk erfahren,

ein Mann von verwegenem Geist.

 

Der hing mit zähem Ergötzen

An jeglicher Jagd und Gefahr

Und liebte zu Jagen und Hetzen,

ob´s Werk- oder Feiertag war.

 

Von geifernden Hundebellen

Erdröhnte der fränkische Wald;

Dem trotzigem Weidegesellen

Das Leben der Tiere nichts galt.

 

Die Sauen und Hirsche und Bären,

die streckte Hubertus famos;

es sanken vor seinen Speeren

die Tiere des Waldes ins Moos.

 

Ihm folgten sonder Ermüden

Die Finder in wilder Begier

Und scheuchten einstmals die Rüden

vom Bett ein beschlagenes Tier.

 

Das flüchtet, zu Tode verwundet,

mit brechenden Lichtern ins Tal und

der Schaum in der Fährte bekundet

des Mutterwilds Schmerzen und Qual.

 

Schon zerrt Hubertus die Hunde,

wild fluchend zum Ausriss heran

da teilt sich der Busch, so die Kunde,

und ein Hirsch erscheint auf dem Plan.

 

Ein Hirsch, so weiß wie die Neue,

den Blick auf Hubertus gericht,

ein Kreuz im Gold ‘nem Geweihe,

umstrahl von blendendem Licht.

 

 

 

Und langsam tritt der Geweihte

Hervor aus dem schützenden Schlag;

Entflohen ist winselnd die Meute

Und heilige Stille im Hag!

 

Da ist, so erzählt die Legende,

in Hubertus die Reue erwacht,

er faltet in Demut die Hände

vor Kreuzes bekehrender Macht.

 

Hubertus ist Klausner geworden,

ein stiller, büßender Mann,

ist Bischof und Heiliger worden

und Schützer des Wildes im Tann.

 

Es blickten die Jägerscharen

Als Vorbild zu jenem fortan,

das hat vor zwölfhundert Jahren

das Zeichen des Kreuzes getan.

 

Die Zeiten der Wunder und Zeichen,

die sind nun für immer vorbei,

kein Hirsch erscheint desgleichen

mit strahlendem Kreuz im Geweih.

 

Und wär´s doch auch heut noch von Nöten,

da mancher sich Jäger nennt,

der Bloß, um sinnlos zu töten,

die Felder und Fluren berennt.

 

Auch heute noch birgt leider zwei Sorten

„Auch Jäger“ der heimische Wald,

die Will ich in wenigen Worten

euch zeigen in wahren Gestalt.

 

Der Sonntagsjäger, der eine,

vernichtet aus Unverstand

und ist nicht der Schlimmste, ich meine,

ihm fehlt bloß die leitende Hand.

 

Der Aasjäger aber, der Zweite,

der schändet das Weidwerk bewusst,

Gewinn nur ist ihm die Beute

Und Morden am Jagen die Lust.

 

Drum fleh ‘ich, Hubertus, verleihe,

uns Grünen die Kraft und die Zeit,

damit wir befördern die Zweie

dahin, wo der Pfeffer gedeiht.

 

Und ist uns dies Werk erst gelungen

Mit deinem Beistand so recht,

dann ziehen wir alten Patron, aus den Jungen

ein denkendes Jägergeschlecht.

 

Wir wollen nicht Klausner auf Erden

wie du mit dem Heiligenschein,

wir wollen Gerechte nur werden

und glückliche Jäger nur sein.

 

 

Überliefert von einem alten Mann

 

 Des Waidmanns Ursprung liegt entfernt – dem Paradiese nah,

da war kein Kaufmann, kein Soldat,

kein Arzt, kein Pfaff, kein Advokat,

doch Jäger waren da!  

Suchend streift er durch die Flur, nichts entgeht der feinen Nase, selbst die allerkleinste Spur wittert er im hohen Grase. 

Wie gewandt, wie klug und fein

 weiß er alles auszuspähen. 

Seiner Arbeit zuzusehen,  ist schon Götterlust allein.

 

Ein Jäger, der kein Brauchtum pflegt

das Wild nicht füttert und nicht hegt,


der nur zum Schießen ist im Wald ,

nicht richtig anspricht eh’ es knallt,


gewissenlos lässt Nachsuchen sein,

gibt besser ab den Jägerschein.


Wer sinnvoll Flint' und Büchs' benützt

das edle Stück vorm Raubzeug schützt,


dem Wilderer das Handwerk legt und

steht’s nach bestem Vorbild hegt,


das Wild vorm Hungerstod bewahrt;

der lebt nach rechter Waidmannsart.
 


 

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Wer dem Wilde zugetan, weil er gar nicht anders kann, da er sich mit Herz und Hand liebend der Natur verband, spürt in seiner Seele Grund und seiner Waidmannsehre, dass er ohne guten Hund nur ein halber Jäger wäre.